George Berkeley (* 12. März 1685 in der Grafschaft Kilkenny (Irland); † 14. Januar 1753 in Oxford) war ein anglikanischer Theologe, Sensualist und Philosoph der Aufklärung. Er entstammte einer royalistisch-protestantischen Familie der anglo-irischen Oberschicht.
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George Berkeley glaubte nicht an eine unabhängig existierende Aussenwelt.
Das Sein (esse) [nichtdenkender Dinge] ist perzipiert werden (percipi). Es ist nicht möglich, dass sie irgendeine Existenz ausserhalb der Geister oder denkenden Wesen haben, von denen sie perzipiert werden.
(S. 96)
Um … zu erweisen [dass die Objekte eures Denkens ausserhalb des Geistes existieren], müsstet ihr vorstellen, dass sie existieren, ohne dass sie vorgestellt werden oder an sie gedacht wird, was ein offenbarer Widerspruch ist.
(S. 102)
Es gibt demnach eine Ursache dieser Ideen, wovon sie abhängen und wodurch sie hervorgebracht und verändert werden … [Diese Ursache] muss also eine Substanz sein; es ist aber gezeigt worden, dass es eine körperliche oder materielle Substanz nicht gibt; es bleibt also nur übrig, dass die Ursache der Ideen eine unkörperliche tätige Substanz oder ein Geist ist.
(S. 103f.)
Den schwierigen Übergang von Materie zu Geist musst du dann nicht verstehen, weil es ihn gar nicht gibt.
Geben wir auch den Materialisten ihre äusseren Körper zu, so wissen sie nach ihrem eigenen Bekenntnis doch noch ebensowenig, wie unsere Ideen hervorgebracht werden, da sie sich selbst für unfähig erklären zu begreifen, auf welche Weise ein Körper auf einen Geist sollte einwirken können, oder wie es möglich sein sollte, dass er dem Geist eine Idee einprägt.
(S. 100)
Aber: Wenn das, was du siehst, nur in deinem Bewusstsein ist, müsste es verschwinden, wenn du dich abwendest. Dafür hatte Bischof Berkeley eine radikale Lösung: Die ganze Wirklichkeit mit allem, was wir sehen, ist präsent in Gott.
Wenn ich bei vollem Tageslich meine Augen öffne, so steht es nicht in meiner Macht, … welche einzelnen Objekte sich meinem Blick darstellen werden … Es gibt also einen anderen Willen oder Geist, der sie hervorbringt.
(S. 105)
Gott sieht sozusagen immer alles und deshab kann nichts verschwinden. Wir haben Teil an seinem Sehen.
Es muss zugegeben werden, dass die sinnlichen Ideen mehr Realität in sich tragen, d.h. Sie sind kräftiger, geordneter, zusammenhängender als die Geschöpfe [unseres] Geistes; aber dies beweist nicht, dass sie ausserhalb des Geistes existieren. Sie sind auch in geringerem Grade vom Geist oder der denkenden Substanz, welche sie perzipiert, abhängig, indem sie durch den Willen eines anderen und mächtigeren Geistes hervorgerufen werden
(S. 106)
Überlegung
- Berkeleys Lehre verstösst gegen den gesunden Menschenverstand und führt zu komplizierten Problemen.
- Es könnte sein, dass meine Hand oder andere Menschen nicht real sind sondern Vorstellungen.
Literatur
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Textstellen zitiert nach: Wiesing, Lambert (Hg.), 2015. Philosophie der Wahrnehmung. Modelle und Reflexionen, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
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Biographische Information aus der deutschen Wikipedia.
Literatur aus Wiesing, 2015, sowie aus der Stanford Encyclopedia of Philosophy.