Alfred Jules Ayer (* 29. Oktober 1910 in St. John’s Wood, London; † 27. Juni 1989 in London) war ein britischer Philosoph. Er trug wesentlich zur Popularisierung des Logischen Empirismus in englischsprachigen Ländern bei.
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Alfred Ayer vertrat eine eigene Version der Sinnesdatentheorie.
Sinnestäuschung sind Sinnesdaten, argumentierte Ayer, mit denen sich die Physik nicht beschäftigen kann.
So nimmt ein Mann, der in der Wüste eine Fata Morgana sieht, dabei keinen materiellen Gegenstand wahr. Denn die Oase, die er wahrzunehmen glaubt, existiert nicht … Deshalb sagt man, dass er die Erfahrung von Sinnesdaten macht, die demjenigen ähnlich sind, was er erfahren würde, wenn er eine wirkliche Oase sähe, die aber in dem Sinne täuschen, dass der materielle Gegenstand, den sie zu präsentieren scheinen, nicht wirklich existiert.
(S. 242)
Tatsache ist, dass es nicht möglich ist aufgrund des Charakters einer Wahrnehmung an sich, d.h. unabhängig von ihrer Beziehung zu weiterer Sinneserfahrung, zu sagen, ob sie wahrheitsgetreu ist oder eine Täuschung.
(S. 244)
Das Verhältnis von Sinnesdaten und Dingenhielt er daher für ungeklärt.
Und so kommen wir zu dem Schluss, dass das, was wir unmittelbar wahrnehmen, in keinem Fall ein materieller Gegenstand sein kann. Entsprechend dieser Überlegung werden manche Wahrnehmungen korrekterweise für wahrheitsgetreu gehalten und andere für Täuschungen wegen der verschiedenen Beziehungen, in denen ihre Gegenstände zu materiellen Dingen stehen. Und es ist ein philosophisches Problem zu entdecken, was diese Beziehungen sind.
(S. 246)
Die Sinnesdaten selbst sollten deshalb Wahrnehmungsobjekte sein.
Zeigt nicht die Tatsache, dass wahrheitsgetreue und täuschende Wahrnehmungen so ineinanderübergehen …, dass die wahrgenommenen Objekte in beiden Fällen dieselben sind? Daraus würde folgen, wenn man Wahrnehmungstäuschungen für Wahrnehmungen von Sinnesdaten halten würde, dass wir immer nur Sinnesdaten wahrnehmen und keine materiellen Dinge.
(S. 245)
Man mag uns zugestehen, dass wir indirektes Wissen von den Eigenschaften materieller Gegenstände haben. Aber dieses Wissen … muss durch das Medium der Sinnesdaten erworben sein.
(S. 246f.)
Überlegung
- Sinnestäuschungen, sagt Ayer, sind nicht wahrheitsgetreu und beweisen, dass wir nicht Dinge sondern Daten wahrnehmen.
- Aber der Begriff der Wahrheit kann sich nur auf unsere Urteile über Sinnestäuschungen beziehen. Als Wahrnehmung kann eine Täuschung nicht falsch sein.
Literatur
Choudhuri, Minaksi Roy, 1997. „The Causal Theory of Perception: Ayer and Beyond“, Journal of Indian Council of Philosophical Research 15: 15-34. .
Dancy, Jonathan, 1995. „Arguments from Illusion“, Philosophical Quarterly 45: 421-438.
Lewis, D. K., 1988. “Statements Partly About Observation”, Philosophical Papers 17: 1–31.
Macdonald, G. F. (Hg.)‚ 1979. Perception and ldentity: Essays Presented to A. J. Ayer with his Replies to them, London: Macmillan.
Sosa, Ernest, 1993. „Ayer on Perception and Reality“, in: The Philosophy of A. Ayer, L. E. Hahn (Hg.), La Salle: Open Court, S. 545-575.
Wright, C., 1986. “Scientific Realism, Observation, and the Verification Principle”, in Fact, Science, and Morality, G. F. Macdonald and C. Wright (eds.), Oxford: Blackwell.
Wright, C., 1989. “The Verification Principle: Another Puncture – Another Patch”, Mind 98: 611–22.
Textstellen zitiert nach: Wiesing, Lambert (Hg.), 2015. Philosophie der Wahrnehmung. Modelle und Reflexionen, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
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Biographische Information aus der deutschen Wikipedia.
Literatur aus Wiesing, 2015, sowie aus der Stanford Encyclopedia of Philosophy.