Du solltest das Leben von Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich (1847 – 1915) auf seinen vielen Besitzungen auf Mallorca kennen lernen. Einige dieser Güter sind heute öffentlich zugänglich (was wohl ganz im Sinne Ludwigs wäre), sei es, weil sie in ein Museum umgewandelt oder als Hotel betrieben werden. Die Orte sind auf der folgenden Karte zu finden.

Die Wanderungen
Die besondere Magie der Nordwestküste kannst du nur spüren, wenn du sie durchwanderst. Deshalb findest du auf der Karte einige Spaziergänge und Wanderungen, die du leicht machen kannst. Die Routen sind GPS-genau eingezeichnet. Das heißt, du fährst einfach zum Ausgangspunkt, öffnest die Karte in Google Maps und folgst der Route.
Die Wanderung rund um Miramar
mit vielen Aussichtspunkten (Miradores) und den Ruinen der Capella de Ramon Llull.
Der Spaziergang bei der Ermita
mit der Einsiedlerhöhle, in die sich der Philosoph zurückzog, wenn es ihm im Kloster Miramar zu unruhig wurde.
Spaziergang zur Caló de s’Estaca
vorbei an den Hängen des ehemaligen Weinguts zum malerischen Fischerdorf, das damals eine berüchtigte Schmugglerzentrale war.
Wanderung zum Mirador de ses Puntes
vom Landhaus Son Gual aus auf den Berg zum Teehaus des Erzherzogs. Von hier aus hast du den besten Überblick über seinen Besitz.
Wanderung zur Halbinsel Na Foradada
von Son Marroig aus hinunter an die Küste. Die Halbinsel sieht aus wie ein ruhender Drache. In einer ihrer Buchten findest du ein Restaurant, das eine ganz gute Paella anbietet.

Auf den Spuren des Archiduque
Als Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich am 18. August 1867 zum ersten Mal seinen Fuß auf den Boden Mallorcas setzte, hatte er bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Er stammte aus dem Geschlecht der Habsburger, war eng verwandt mit dem österreichischen Kaiserhaus. Seine Familie, die sogenannten „Toscaner“, herrschte über Norditalien. Er wurde am 4. August 1847 in Florenz geboren, wo seine Familie im Palazzo Pitti residierte.
1859 kam es in Italien zu nationalistischen Aufständen, die dazu führten, dass Ludwigs Vater Großherzog Leopold II. abdanken musste. Die Familie war gezwungen, ihre Besitzungen aufzugeben und Italien fluchtartig zu verlassen. Der Großherzog erwarb Schloss Brandeis in Böhmen, wo die Familie ihren neuen Sitz nahm.
Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass dieser Verlust der Heimat, den Ludwig mit etwa 12 Jahren erleben musste, das Motiv abgibt für sein weiteres Leben.
Der junge Mann war musisch und naturwissenschaftlich interessiert. Er lernte gerne und liebte es, Fakten zu sammeln. Bereits mit Anfang zwanzig entwickelt er seine „tabulae ludovicianae“, systematische Fragebögen zur Erfassung aller möglichen Wissensgebiete.
Von der persönlichen Erscheinung her wirkte er eher etwas linkisch und unelegant. Er hasste sowohl das höfische Leben als auch den Militärdienst und fühlte sich am wohlsten in der Natur und vor allem auf See.
1867 kam er nach Mallorca, weil er eine Studie über die Balearen verfassen wollte. Ludwig bezog Unterkunft in der Fonda de Mallorca, einem der wenigen Gasthäuser Palmas, in dem sich ausländische Reisende zu der Zeit einquartieren konnten. Hier, beim Wirt José Barnils in der Calle Conquistador 18, lernte Ludwig Salvator auch die typische mallorkinische Hausmannskost kennen, die er dann so schätzte.
Ludwig blieb nur kurze Zeit, machte einige Bekanntschaften und unternahm einige Exkursionen ins Innere der Insel. Dann reiste er wieder ab. Aber die Magie Mallorcas sollte ihn nie wieder loslassen.

1871 kehrte er zurück, um zu bleiben. Er mietete im Caseron de Formiguera, einem Stadthaus des Conde de Formiguera in der Calle de Portella 11, eine ganze Etage und ließ diese nach seinen Vorstellungen einrichten.
Eine mallorkinische Legende besagt, dass dieses Haus vom Comte Mal (dem „Graf Böse“) im 17. Jahrhundert mit Hilfe des Teufels gebaut wurde. Der Graf war einen Pakt eingegangen, um seine Geliebte, eine Nonne aus dem nahen Orden der Clarissinnen, vom Turm des Hauses aus sehen zu können. Es soll auch einen geheimen Gang vom Haus zum Stift der Nonnen geben. Für seine vielen Sünden zahlte der Graf einen hohen Preis, denn bis heute spukt er jedes Jahr zur Sonnenwende auf einem schwarzen Ross von grünen Flammen umzüngelt durch Palma.
Von Palma aus unternahm Ludwig Wanderungen und Fahrten. Hier wohnte er, bis sein erster Besitz, Miramar, bezugsfertig war.

Miramar
Mit dem Kauf des Landgutes von Miramar begann für Ludwig Salvator der Erwerb von Grundbesitz auf der Insel, der später fast die gesamte Küste zwischen Valldemossa und Deià umfasste. Es wirkte, als wollte er sich nach der Vertreibung aus der Heimat zurück in südliche Gefilde, um sich hier mit friedlichen Mitteln ein neues Herzogtum aufzubauen.
Das Kloster Miramar war im Jahre 1276 von König Jaime II. auf Anregung des Philosophen Ramon Llull errichtet worden und umfasste bei seiner Gründung das gesamte am Meer gelegene Gebiet von der Pla del Rey bis Na Foradada.
Ab etwa 1400 verschwand der Name „Miramar“ und das Anwesen wurde „Trinidad“ genannt.
Ende des 15. Jahrhunderts verlegte ein Meister Calafat aus Valldemossa im Klostergebäude einige wichtige philosophische und religiöse Schriften.
Nachdem Miramar fast 600 Jahre im Besitz verschiedener Orden und Einsiedler befunden hatte, verkaufte es die Krone 1811 an Don Gabriel Amengual, dann ging es 1832 auf einen Arzt über, der es wiederum an Don Juan Serra aus La Puebla verkaufte, von dem es Ludwig Salvator 1872 schließlich erwarb.
Die Geschichte dieses Immobiliengeschäftes ist amüsant. Auf seinen Wanderungen hatte Luis Salvator Miramar gesehen und beschlossen, das Anwesen wenn möglich zu kaufen. Eines Tages kam ihm während eines Gewitters spontan die Idee, jetzt sofort den Besitzer aufzusuchen und Kaufverhandlungen zu führen. Im Hause von Juan Serra entspann sich dann folgender Dialog:
„Sind Sie Don Juan Serra?“
„Jawohl, mein Herr“
„Man hat mir gesagt, dass Sie einen kleinen Besitz an der Nordküste haben, der sich Miramar nennt und den Sie verkaufen wollen?“
„Jawohl, mein Herr“
„Gut, ich möchte nicht feilschen, nennen Sie mir bitte nur einen einzigen angemessenen Preis. Ich werde lediglich ‚Ja’ oder ‚Nein sagen“
Don Serra überlegte einen Moment und nannte dann einen Preis, der dem Erzherzog angemessen erschien.
„Wo werden wir den Kaufvertrag abschließen?“
„In Palma“
„Wann?“
„Am kommenden Mittwoch“
„Guten Tag!“
„Auf Wiedersehen!“.
In Miramar begann der Erzherzog das Leben, über das man sich am Hofe in Wien die Mäuler zerriss. Ludwig Salvator, hieß es, sei ein „komischer Heiliger“, der auf Mallorca einen Harem betreibe mit vielen Frauen und noch mehr Kindern, die alle halbnackt in der Sonne herumliefen. Er selbst fröhne sexuellen Ausschweifungen, sei es nun mit Frauen oder gar mit Männern.
Was davon zutrifft, ist schwer zu sagen. Jedenfalls hatte er eine besonders enge Beziehung zu seinem ersten Privatsekretär Wladislaw Vyborny, den er nach Mallorca mitgebracht hatte. Als dieser sich aber schließlich in ein Mädchen aus Palma verliebte, war Ludwig sehr ungehalten. Er verbot dem Personal, seinem Sekretär einen Wagen zur Verfügung zu stellen für dessen Besuche in der Hauptstadt. Also machte sich der verliebte Sekretär eines heißen Tages zu Fuß auf nach Palma. Etwa 25 Kilometer lief er unter der stechenden Sonne, um sich dann, in Palma angekommen, ein eiskaltes Getränk in der Fonda Mallorca zu gönnen. Unmittelbar nachdem er dieses getrunken hatte, brach er zusammen und verstarb an Ort und Stelle. Der Erzherzog war untröstlich. Er ließ eine Grabstatue aus weißem Marmor anfertigen, die heute in Miramar zu besichtigen ist. Jedes Jahr am Todestag Vybornys zog sich Ludwig Salvator in dessen Zimmer zurück, das außer ihm niemand mehr betreten durfte, und trauerte den ganzen Tag um seinen Freund.
Auf dem Gelände von Miramar legte der Erzherzog viele Wege, Aussichtspunkte, eine Kapelle und eine Herberge an.

Capella de Ramon Llull
Hoch auf einem Felsenkegel, der mit dem benachbarten Felsen durch eine Brücke verbunden ist, erhob sich die Kapelle des seligen Ramon Llull. Der Grundstein dieser Kapelle wurde im Jahr 1877 aus Anlass des 600-jährigen Bestehens von Miramar gelegt. Der Stein stammt aus einem Felsen von Bougie in Algerien, wo der Legende nach Ramon Llull 1316 gesteinigt wurde. In einer Nische der Apsis steht eine in Florenz ausgeführte Statue des Philosophen. Heute ist nur noch die Ruine zu besichtigen.

Ca Madó Pilla
Diese Herberge, an deren Stelle jetzt das ziemlich hässliche Hotel El Encinar steht, errichtete Ludwig Salvator 1875 als Unterkunft für Reisende. Eigentlich hieß das Anwesen Ca na Matjina, wurde aber bald nach dem Spitznamen seiner Wirtin „Ca Madó Pilla“ genannt. Die Herberge bot 20 Betten und jeder Besucher konnte hier drei Nächte kostenlos übernachten, erhielt gratis Bett- und Tischwäsche, Geschirr, Holz, Öl, Oliven und Salz. Den Angestellten war es verboten, Trinkgeld anzunehmen oder den Gästen etwas zu verkaufen. Ca Madó Pilla wurde ein enormer Besuchererfolg, wirtschaftlich blieb die Unternehmung aber in gleichem Maße ein Verlustgeschäft. Aus diesem Grund wurde sie schon kurz nach dem Tode des Erzherzogs geschlossen.

Die Gastfreundschaft Ludwig Salvators war legendär. Wenn er selbst zugegen war, liebte er es, Besucher zu empfangen und ihnen seine Besitzungen zu zeigen. Aber ganz grundsätzlich standen alle seine Häuser Interessenten offen. Eines Tages kam in seiner Abwesenheit eine Reisegruppe nach Son Marroig und begann auf eigene Faust, das Haus zu erkunden. Dabei stießen die Besucher auf einen verschlossenen Raum, in dem gerade der Dichter Mosen Jacinto Verdaguer übernachtete. Man verlangte, das Zimmer zu besichtigen, ein Angestellter des Hauses antwortete, dass dies leider gerade nicht möglich sei. Damit gab sich die Truppe aber nicht zufrieden. Man wies darauf hin, dass der Erzherzog öffentlich gemacht habe, dass all seine Häuser täglich ab 6:00 Uhr besichtigt werden könnten. Dem Bediensteten blieb tatsächlich nichts anderes übrig, als den armen Dichter zu wecken, der daraufhin mit zusammen gerafften Kleidungsstücken fluchtartig sein Schlafzimmer verließ.
Cova des Beato Ramon
Diese Höhle, in die sich der Philosoph zurückzog, wenn ihm Miramar zu unruhig wurde, ist durch ein Kreuz gekennzeichnet. Im Inneren findest du ein Reliefbild, das Llull zeigt, wie er seine Werke der Jungfrau Maria mit dem Kinde zu Füßen legt.
Mirador des Miradors
Dieser Mirador ist so benannt, weil von hier aus viele andere Miradores zu sehen sind.
Mirador des Creuer
Dieser Mirador besteht aus einem kleinen Türmchen und hat seinen Namen, weil sich hier vier Wege kreuzten. Von hier aus hast du einen besonders guten Blick auf die Capella.
Mirador des Tudons
Von hier aus kannst du ganz Miramar überblicken.

Son Marroig
1877 erwarb Ludwig Salvator das Gut mit dem Wachturm aus dem 16. Jahrhundert. Der Sage nach fand hier der letzte Frauenraub auf Mallorca statt. Sarazenische Seeräuber überfielen das Gut und entführten die Senjora de San Marroig, von der nie wieder jemand etwas gehört hat.
Ludwig renovierte und baute das Anwesen um. Son Marroig wurde sein Hauptwohnsitz, hier empfing er Kaiserin Sissi von Österreich bei ihrem Besuch.
Teil von Son Marroig ist die Halbinsel Na Foradada, zu der ein Wanderweg hinabführt, den Ludwig anlegen ließ. In dem natürlichen Hafen von Na Foradada ankerte die Privatjacht des Erzherzogs, die „Nixe“. Son Marroig ist heute ein Museum. Gezeigt werden Memorabilia des Erzherzogs.
Mirador des Son Marroig
Dieser kleine ionische Tempel aus weißem Carrara-Marmor ist eines der beliebtesten Fotomotive der Insel.
Na Foradada
„Die Durchlöcherte“ liegt unterhalb von Son Marroig. Durch ein riesiges Felsloch erhält die Halbinsel ein bizarres Aussehen, etwa wie ein alter Drache, der sich zum Ausruhen am Meer niedergelassen hat. Na Foradada bietet zwei kleine natürliche Häfen, der eine nach Südwesten, der andere nach Nordosten hin ausgerichtet.
Hier ankerte die „Nixe“, das Schiff des Erzherzogs regelmäßig, wenn er in Son Marroig residierte. Auch die „Miramar“, das Schiff der Kaiserin Elisabeth von Österreich ankerte hier, als sie ihren Cousin an Weihnachten 1892 besuchte.
Eine seiner schönsten und anrührendsten Landschaftsbeschreibungen hat Ludwig Salvator dieser Halbinsel gewidmet: „Um die ganze wilde Pracht der Foradada kennen zu lernen, muss man an einem Nachmittage bei Meeresstille, wenn der Schatten auf die dunkle Aushöhlung tiefer herabgesunken ist und der über dem Loch der Foradada nistende Fischadler kreischend die Lüfte durchkreist oder einen silberglitzernden Fisch zu seinem Horste hinaufbringt, mit dem Boote die Halbinsel entlang fahren. Dann hört man das Jauchzen der großen Silbermöven, die wie stille Schildwachen auf den Felsenspitzen stehen und sich in der Abendsonne letzten Strahlen sonnen und harfenähnliche Töne ausstoßen: ein Bild des friedlichen, zufriedenen Nichtsthuns. Die Welle kost das bemooste Ufer, wo die großen Mayas umherkriechen, oder fällt plätschernd von einem kaum emportauchenden Riff zurück. Wir sind im Schatten und genießen die labende Kühle, das Boot schlüpft zwischen einem Riff und den steilen Wänden hindurch, von deren Grossartigkeit man von oben keine Ahnung hat. Doch still jetzt: die Ruder treiben kaum den Kahn, und man biegt um die Spitze der mächtigen Halbinsel. Welch ein Anblick! Hunderte von Cormoranen, die sich da sonnten, fliegen empor, tauchen nieder und hüpfen im Wasser“
Heute findest du in der südwestlichen Bucht ein Restaurant, das nur zu Fuß oder per Boot von Soller aus erreichbar ist.
S’Estaca
Dieses Haus im sizilianischen Stil errichtete der Erzherzog im Jahr 1878. Später, im Jahr 1898 erweiterte er den Besitz durch den Erwerb der Güter Font Figuera und Font Figuera des Oms. Auf einem Großteil des Besitzes baute er Rebstöcke an, aus deren Trauben von Winzern in Banjabufar Malvasía– und Muscat-Weine produziert wurden. Das Gut ist in Privatbesitz. In den 1960er Jahren lebte hier die vietnamesisch-französiche Künstlerin Yannick Vu mit ihrem damaligen Mann, dem Maler Domenico Gnoli. Nach dessen Tod heiratete sie den Bildhauer Ben Jakober, mit dem sie das wunderschöne Museum Sa Bassa Blanca in der Nähe von Alcúdia begründete.
Die Estaca liegt mehrere hundert Meter tiefer als Miramar. Deshalb und aufgrund der windgeschützten Lage ist es hier immer einige Grad wärmer als weiter oben. Nachdem der Erzherzog das Haus erbaut und den Weinberg angelegt hatte, oblag die Verwaltung Antoni Caleu. Dieser war aber auch ein bedeutender Schmuggler und nutzte seine Anwesenheit auf den vielen Terrassen des Weinberges, um das Meer zu beobachten und den Schiffen, die hauptsächlich Tabak aus Algier einschmuggelten, Zeichen zu geben. Dann fuhren Fischer aus Port de Valldemossa und der Caló de s’Estaca hinaus, die Ware wurde in deren Barken umgeladen und zur Küste gebracht. Schmuggel war unter den Fischern Mallorcas weit verbreitet und an der felsigen Nordwestküste gab es jede Menge Höhlen und andere Verstecke in denen die gesetzwidrige Fracht angelandet und verborgen werden konnte. Dabei halfen die auf der Estaca beschäftigten Männer.
Das Geschäft expandierte, auch weil Polizisten und Beamte von den Schmugglern geschmiert wurden. Ein Polizeioffizier aber ließ sich nicht bestechen sondern setzte seinen ganzen Ehrgeiz daran, die Schmugglerbande dingfest zu machen. Als er den Tipp erhielt, dass eine sehr große Menge Tabak an Land gebracht und irgendwo auf dem Gebiet der Estaca versteckt worden war, ging er zum Erzherzog und beschwerte sich. Der versprach, sich darum zu kümmern, zitierte Antoni Caleu herbei und forderte von ihm die Preisgabe des Verstecks. Caleus Respekt war so groß, dass er seine Kumpane tatsächlich verriet. Das nahmen diese ihm natürlich sehr übel, passten ihn eines abends ab, als er auf dem Nachhauseweg nach Deiá war, und schlugen ihn so übel zusammen, dass er mehrere Wochen lang das Bett hüten musste. Davon erholte er sich nie mehr so ganz. Vor allem saß ihm die Angst im Nacken, dass es zu weiteren Überfällen kommen könnte. Er beschloss, mit seiner Familie wegzuziehen, und bat Ludwig Salvator um Entlassung aus seinen Diensten.
Nach Antoni Caleu wurde Catalina Homar zur Leiterin der Estaca ernannt. Der Erzherzog hatte sie bereits als junges Mädchen im Hause von Toni Moragues, wo ihr Vater als Schreiner arbeitete, kennen und schätzen gelernt. Nach dem Tod ihres Vaters war sie zur Aufseherin über die auf der Estaca arbeitenden Frauen aufgestiegen und nun sollte sie also die Leitung des gesamten Gutes übernehmen. Catalina war eine sehr wissbegierige, intelligente und gut organisierte junge Frau. Dabei war sie aber auch freundlich und gutwillig. Jeder schätzte sie und strengte sich besonders an, um ihr zu gefallen. Sie machte insbesondere den Weinbau auf der Estaca zu einem großen Erfolg, vergrößerte das Anbaugebiet und verbesserte die Qualität der Malvasíer– und Muskatweine, so dass diese vielfach in Barcelona, Paris und Chicago ausgezeichnet wurden. Aufgrund ihrer Leistung und ihrer Loyalität wurde Catalina Homar schnell zu einer der engsten Vertrauten des Erzherzogs. Er unterstützte ihre Bildungsbemühungen, half ihr beim Lesen- und Schreibenlernen, gab ihr Bücher und stellte sie sogar der Kaiserin von Österreich vor, als diese ihn Weihnachten 1892 besuchte.
Catalina war sehr fromm und wünschte sich nichts mehr als einmal das heilige Grab zu besuchen. Ludwig stimmte zu und im Jahr 1899 reisten sie an Bord der Nixe nach Jerusalem. Auf dem Rückweg trennten sie sich in Venedig, Catalina kehrte zurück zur Estaca, während der Erzherzog nach Ägypten fuhr, um in Ruhe ein großes Forschungsprojekt abschließen zu können. Es sollte das letzte Mal sein, dass sie sich sahen. Catalina erkrankte an einer Art Lepra, die Infektion hatte sie sich wohl in Jerusalem zugezogen. Fünf Jahre später, am 12. April 1905, verstarb sie unter großen Qualen. Dem Erzherzog hatte sie ihr Leiden verschwiegen, obwohl die beiden wöchentlich korrespondierten.
Ludwig Salvator hat Catalina Homar ein Büchlein gewidmet, das deutlich macht, wie besonders die Beziehung zwischen dem Erzherzog und der Schreinerstochter wirklich war.

Son Moragues
Dieses Anwesen mit 800 ha Land kam 1883 in Ludwigs Hand. Es ist heute in Privatbesitz.
Son Maragues war das größte Gut, das der Erzherzog erwarb. Es zog sich einerseits von den südlichen Höhen des Teix bis oberhalb Deiá und zur Plá de ses Aritjes. Andererseits über die Serra de Moragues durch die Waldungen des Tales von Coma mit den Escayerats. Ölbaumpflanzungen erstreckten sich über die Hänge bis wenige Schritte vor Valldemossa, wo sie von Son Gual begrenzt wurden. Der Berg Na Torta gehörte dazu, an dessen Fuß das Herrenhaus von Son Moragues liegt und dann weiter bis Ca’n Costa.
Ende des 19. Jahrhundert gehörte das Gut Don Toni Moragues, einem leutseligen und großzügigen Herrn, der das schöne Leben liebte. Don Toni war mit Ludwig Salvator befreundet, und als er starb kaufte letzterer den Erben den hochverschuldeten Besitz ab.
In Son Moragues befand sich ein Teil der Verwaltung des erzherzoglichen Besitzes und hier wurde auch, nach seinem Tod am 12. Oktober 1915 auf Schloss Brandeis in Böhmen, sein Testament gefunden mit der Aufschrift „Dies ist mein letzter Wille. Der Fluch des Himmels dem der es nicht befolgt“.
Son Ferrandell
Ein Gut südwestlich von Valldemossa am Fuß des Puig de la Moneda gelegen und nicht mit Miramar, dem Hauptbesitz des Erzherzogs, verbunden. Erworben 1890. Heute ist das Gut in Privatbesitz. Es bestand seinerzeit aus einem einfachen Haus mit Kapelle.

Son Gual
Dieses vom Erzherzog 1894 gekaufte Gut steht in Valldemossa. Das Haus hatte einen viereckigen Turm mit Doppeldach, Renaissancefenster nach zwei Seiten und eine Hof mit einer kleinen Halle. Es wurde bewohnt von den Familien von Luis Salvador Vives (genannt Gigi) und seiner Schwester Luisa Maria (genannt Gigetta), zwei Kindern des engen Vertrauten und Universalerben des Erzherzogs, Antonio Vives. Es befindet sich auch heute noch im Besitz der Familie.
Sa Pedrissa
Ein Besitz, den Ludwig Salvator 1898 erwarb. Das Anwesen liegt in der Nähe von Deià. Im Gebäude der ehemaligen Ölmühle ist heute ein Hotel untergebracht.
Torre de sa Pedrissa
Der Turm bei Sa Pedrissa. Spätestens seit der Eroberung Mallorcas durch Jaime I. wurden an strategisch wichtigen Punkten Türme gebaut, um Orte oder Landsitze gegen Überfälle der Sarazenen zu schützen. Errichtet wurden die Türme zum Teil von der Regierung, zum Teil aber auch von wohlhabenden Privatleuten, die auf diese Weise ihre Besitzungen und Familien schützen wollten.
Die Türme dienten sowohl als Ausguck, um rechtzeitig Alarm geben zu können, wenn verdächtige Schiffe sich näherten, als auch als Schutzraum für die Anwohner. Diese Türme wurden dementsprechend Torres (Schutztürme) oder Atalayas (Wachtürme) genannt. Größere Befestigungen nannte man Castillos.
Als im 16. Jahrhundert die Überfälle von Piraten überhand nahmen, beschloß die Regierung, ein flächendeckendes Netz solcher Türme zu bauen, die sich untereinander mit Hilfe von Rauch- oder Feuersignalen verständigen konnten. Auf diese Weise wurde eine lückenlose Beobachtung aller Schiffe möglich, die sich vor der Küste der Insel bewegten.
Jeder Turm war mit einer Kanone bewehrt und zwei Wächter hielten ihn Tag und Nacht besetzt. Aufgrund dieser Arbeitszeiten und der zum Teil unregelmäßigen Bezahlung war es schwierig, Wächter – Torreros genannt – zu finden.
Erst 1867 gab man dieses System auf und verkaufte die Türme nach und nach an Privatleute. Der Torre de sa Pedrissa wurde 1874 für 45 Pesetas an Jeroni Rius verkauft, der ihn dann etwa zwanzig Jahre später mit einem schönen Gewinn an den Erzherzog weiter veräußerte.
Überhaupt war Ludwig Salvator äußerst großzügig, wenn er unbedingt etwas haben wollte. Es gibt die Anekdote von dem Bauern, der ihn unverhohlen anstarrte, als er ihm begegnete. Der Erzherzog bemerkte das und sprach den Mann an, was er denn habe. Darauf antwortete dieser, er wolle nur einmal den Herrn betrachten, der für Son Marroig einen so unglaublich übertriebenen Preis gezahlt habe. Worauf der Erzherzog antwortete, das stimme nicht, er habe Son Marroig geschenkt bekommen, denn allein Na Foradada sei schon den Kaufpreis wert, der vereinbart worden sei.

Die Türme
Die Wachtürme von Mallorca hatten es Ludwig Salvator so angetan, dass er hat ihnen sogar ein eigenes Buch widmete. Wo immer ihm ein alter Turm zum Kauf angeboten wurde, konnte er kaum widerstehen. Neben der Torre de sa Pedrissa besaß er unter anderem die Torres:
- Son Galcerán (oberhalb von Miramar)
- Ca’n Costa
- Son Mas (auf der Pla del Rei)
- Es Verger (bei Son Ferrandell) und
- San Telmo (bei Andraixt).

Diese Wachtürme hatten die Aufgabe, die Insel vor Überfällen zu schützen. Besonders berühmt ist der Überfall der Türken vom 30. September 1552. Die Eindringlinge landeten mit 400 Mann in Sa Cova, einer Bucht südwestlich vom Port de Valldemossa und marschierten auf den Ort zu. Sie wurden aber von den Türmen Son Mas und Es Verger aus beobachtet und oberhalb des Hafens, beim Pas des Moros, von 36 Verteidigern unter Ramon Gual Desmur gestellt und geschlagen. Dieses Ereignis stellte der Maler Ricard Anckerman in einem Bild dar, das heute in der Kartause von Valldemossa zu sehen ist. Jedes Jahr am 1. Oktober wird dieser Sieg mit einem Umzug gefeiert.

Sa Coma
Ein östlich von Valldemossa gelegenes Landgut, das Ludwig Salvator im Jahr 1912 erwarb. Die Kaufbedingungen waren äußerst ungewöhnlich, denn der Kaufpreis sollte in Raten von jährlich 30.000 Pesetas über 21 Jahre gezahlt werden. In dieser Zeit hatte der Altbesitzer das Recht, Sa Coma weiter zu nutzen und von den Erträgen zu profitieren. Da nach dem Tode Ludwigs der Nachlassverwalter die Zahlungen einstellte, fiel Sa Coma an den ursprünglichen Besitzer zurück.
Das Haus beim Port de Valldemossa
In der Nähe der den Fischern gehörigen Häuschen ließ sich der Erzherzog ein größeres Haus erbauen, damit er bei seinen Bootsfahrten und Angelpartien eine Unterkunftsstätte hatte.
Son Canals
Ein Gutshaus in Deià, das dem Erzherzog gehörte. Heute findest du hier das Luxushotel La Residencia.
Sehr geehrter Herr Wrede!
Habe gerade Ihren interessanten Bericht über den Erzherzog Ludwig Salvator gelesen. Ihre Reiseerfahrung macht neugierig und läd zur Wanderung ein! Die Farbbilder illustrieren hervorragend den Ausflug! Eine Bitte: nennen Sie mir die Quellen zur Biografie des Erzherzoges auf Mallorca! Konnte bis jetzt nichts finden. Vielen Dank im Voraus für Ihre Bemühungen!
Mit freundlichen Grüßen von der Insel Rügen
M.Klette aus Binz
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Lieber Herr Klette, danke für Ihr Interesse. Die Infos zum Leben des Erzherzogs stammen aus verschiedenen Quellen. Eine gute Biographie ist zum Beispiel H.J. Kleinmann, „Erzherzog Ludwig Salvator. Mallorcas ungekrönter König“, Köln: Styria, 1991. Oder, zeitgenössisch: L. Woerl, „Erzherzog Ludwig Salvator aus dem Österreichischen Kaiserhause als Forscher des Mittelmeeres“, Leipzig: Woerls Reisebücher-Verlag, 1899.
Mit besten Grüßen von der Insel Mallorca!
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Werter Herr Wrede, herzlichen Dank für Ihre schnelle Antwort! Mit einer zeitgenössischen Quelle kann man das Land heute besser verstehen.
Mit freundlichen Grüßen M.Klette
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