George Edward Moore (* 4. November 1873 in London; † 24. Oktober 1958 in Cambridge) war ein englischer Philosoph. Er wurde gemeinsam mit Bertrand Russell und Ludwig Wittgenstein, und in der Nachfolge von Gottlob Frege, zu einem der Väter der analytischen Philosophie.
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George Edward Moore glaubte, dass die Gegenstände der äusseren Welt als Sinnesdaten in der Wahrnehmung unmittelbar gegeben werden.
Das Vorkommnis, das ich hier analysieren möchte, [ist] nur das mentale Vorkommnis …, der Bewusstseinsakt, den wir sehen nennen. Ich beabsichtige nicht, irgendetwas über die körperlichen Vorgänge zu sagen, die im Auge, im Sehnerven und im Gehirn stattfinden. Ich habe meinerseits keinen Zweifel, dass diese körperlichen Vorgänge wirklich stattfinden … Aber alles, was ich mit „sehen“ meine … ist … der Bewusstseinsakt, der, so vermutet man, als eine Folge oder Begleiterscheinung dieser körperlichen Vorgänge auftritt.
(S. 223)
Das Sehen eines materiellen Gegenstandes besteht nicht in seinem unmittelbaren Erfassen. Es besteht zum Teil im unmittelbaren Erfassen bestimmter Sinnesdaten, aber ebenso teilweise in einem gesonderten und gleichzeitigen Wissen, dass etwas anderes als diese Sinnesdaten existiert.
(S. 231)
Als Beispiel für ein Sinnesdatum nannte Moore den weisslichen Fleck, als den du einen Briefumschlag zuerst wahrnimmst.
Was geschah nun aber …, als wir diesen Umschlag sahen? … Ich sah einen Fleck von einer bestimmten weisslichen Farbe, der eine bestimmte Grösse und eine bestimmte Form hat … Ich schlage vor, diese Dinge, die Farbe, Grösse und Form, Sinnesdaten zu nennen. [Nur den Fleck und nicht seine Farbe, Grösse oder Form möchte ich „Sinnesdatum“ nennen (1952).] Sie sind durch die Sinne gegeben
(S. 224)
Mit seiner Theorie der Sinnesdaten wollte Moore zu den kleinsten Einheiten der Wahrnehmung vordringen.
Überlegung
- Es scheint aber schwierig zu sein, eine feste Grenze zwischen Sinnesdaten und Erkenntnis zu ziehen.
- Auch „weisslich“ und „Fleck“ setzen doch bereits Erkenntnis voraus.
Literatur
Bowsma, O. K., 1992. „Moore’s Theory of Sense-data“, in The Philosophy of G. E. Moore, P. A. Schilpp (ed.) La Salle: Open Court.
Bouwsma, O. K., 1967. „Moore’s Theory of Sense-Data“, in The Philosophy of Perception, G. J. Warnock (Hg.), Oxford: Oxford University Press, S.8-24.
Chisholm, R., 1965 . „The Theory of Appearing“, in Perceiving, Sensing and Knowing, R. Swarz (ed.), Garden City NY: Doubleday & Co., 168-86.
Hoerster, Norbert, 1975. „George Edward Moore. Die Wahrnehmung der Außenwelt“, in Grundprobleme der großen Philosophen, Philosophie der Gegenwart III, J. Speck (Hg.), Göttingen: Vandenhoeek und Ruprecht, S. 9-50.
Locke, Don, 1967. Perception And Our Knowledge of the External World, London: Allen & Unwin, besonders S. 164-203.
Paul, G. A., 1965. „Is There a Problem about Sense-Data?“, in Perceiving, Sensing and Knowing, R. Swarz (ed.), Garden City NY: Doubleday & Co., 271-87.
Schilpp, Paul Arthur, 1992. The Philosophy of G. E. Moore, La Salle: Open Court (mit Repliken von Moore).
Textstellen zitiert nach: Wiesing, Lambert (Hg.), 2015. Philosophie der Wahrnehmung. Modelle und Reflexionen, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
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Biographische Information aus der deutschen Wikipedia.
Literatur aus Wiesing, 2015, sowie aus der Stanford Encyclopedia of Philosophy.