In den vorausgehenden Posts habe ich einiges über Rembrandt geschrieben. Das war gedacht zur Vorbereitung eines Besuchs der Amsterdamer Ausstellung „Alle Rembrandts“ zum 350. Todesjahr des Künstlers.
Die Rembrandtausstellung

Das ging leider völlig daneben. Wir waren zwar in der Ausstellung, dort wurde aber kein einziges der Bilder gezeigt, auf die die ich in meinen Posts eingegangen bin.
Warum ist das so? Nun, die Ausstellung heisst zwar „Alle Rembrandts“, gemeint ist damit aber „alle Rembrandts, die sich im Besitz des Rijksmuseums befinden“. Das fand ich ausserordentlich schwach, ja sogar irreführend. Wenn sich die Kuratoren schon nicht die Mühe machen wollten, zu diesem Anlass eine angemessene Anzahl von Leihgaben zu organisieren, dann wäre es vielleicht ehrlicher gewesen, die Austellung „Unsere Rembrandts“ zu nennen. Aber möglicherweise wäre das marketingtechnisch nicht so geschickt gewesen? Ich weiss es nicht.

Seltsam ist darüberhinaus, dass du im Audioguide so ziemlich als erste Info erfährst, dass „Die Nachtwache“, das vielleicht bekannteste Bild Rembrandts, nicht in der Ausstellung gezeigt wird, sondern an seinem angestammten Platz, anderswo im Museum. War wohl zu lästig, für dieses Problem eine überzeugendere Lösung zu finden.

Da in Wirklichkeit also nur wenige Gemälde in „Alle Rembrandts“ zu sehen sind, haben sich die Ausstellungsmacher wohl gedacht, dass man dann doch wenigstens das grafische Werk umfassend zeigen könnte, denn davon besitzt das Rijksmuseum eine Menge. Leider führt diese Entscheidung zu einer Überforderung des Besuchers, der ja in aller Regel nicht mehr sein wird, als ein interessierter Laie. Wie soll der denn einen sinnvollen Zugang finden zu hunderten von – teils sehr kleinformatigen – Grafiken. Aber selbst der interessierteste Besucher mit einem Höchstmass an Geduld und Konzentration muss hier scheitern, denn der Einlass erfolgt zwar zeitlich versetzt, es werden aber je halbe Stunde viel zu viele Besucher zugelassen. So entsteht gerade an den dicht gehängten, kleinen Formaten ein unangenehmes und entnervendes Gedrängel.

Nein, diese Ausstellung ist eine Mogelpackung und ihr Eintrittsgeld nicht wert. Also jedenfalls, wenn du mich fragst.
Amsterdam – De 9 Straatjes
Zum Glück ist Amsterdam ja sehr viel mehr als nur eine misslungene Ausstellung. Sehr empfehlenswert in der Stadt ist etwa der Bereich der sogenannten 9 Straatjes, die zwischen Herengracht und Prinsengracht liegen. In pittoresken, oft windschiefen Häusern findest du zwischen den malerischen Grachten interessante kleine Läden.
Natürlich, dies ist Touristengebiet, aber auch der schier unendliche Besucherstrom kann den individuellen Charakter dieser Strassen nicht zerstören. Du wirst hier kaum einem Auto begegnen. Dafür brettern die holländischen Radfahrer in halsbrecherischem Tempo über das alte Kopfsteinpflaster und schimpfen auf jeden, der nicht schnell genug zur Seite springt.
Meine Tipps für die 9 Straatjes findest du in der Map. Rot gekennzeichnet sind die Spots, die wir besucht haben, grau die, an denen wir vorbeigelaufen sind, oder von denen wir gelesen hatten. Öffnungszeiten und Weblinks findest du ebenfalls auf der Karte.
Café de Pels
Kleines Nachbarschaftscafe, das schon bessere Tage gesehen hat. Das Früstück ist OK mit holländischen Spezialitäten wie Bitterballen oder die Pasteten von der Pasteibakkerij.
Polaberry
Sehr süsses, instagram-optimiertes Schokolädchen. Hier gibt es ausschliesslich in verschiedene Schokoladen gehüllte und mit Zuckerstreuseln und -perlen verzierte Erdbeeren. Die Stücke werden in Boxen verkauft und sind ein attraktives Mitbringsel.
Mendo
Coole Buchhandlung für Kunst und Design. Interessante Selektion von Büchern, die du sonst eher nicht finden wirst.

King Louie
Witziger Laden mit bunter, individueller Kleidung für Frauen.
Antiekcentrum Amsterdam
Etwas ausserhalb der 9 Straatjes. Ein Antikmarkt auf ungefähr 1.800 qm, in dem verschiedene Händler eigene Kojen haben und ihr Zeug verkaufen. Gute Auswahl, vernünftige Preise. Zugang auch von der Elandsgracht. Direkter Zugang zur Brasserie Blazer.
Kaashuis Tromp
Gut sortierter Käseladen mit freundlicher Beratung. Viele Sorten Gouda, Edamer usw., aus kleinen Käsereien, deren Produkte nicht für den Export sind. Mein Favorit: 30 Monate alter Gouda.
Jansz.
Dieses Restaurant ist upscale, also ziemlich teuer. Es scheint aber gut zu sein, denn es war immer voll. Draussen gibt es ein paar Tische an der Reestraat für 2 oder vier Personen, von denen du mit Glück einen ergattern kannst. Wir hatten kein Glück und das Personal war nicht gerade super hilfsbereit.
De Pijp
Etwas südöstlich vom Rijksmuseum findest du das junge, kreative und multikulturelle Stadtviertel De Pijp. Touristischer Hotspot ist der Albert Cuyp Market, angeblich der grösste Markt der Niederlande, den du aber vergessen kannst, weil 95% des Angebots aus 1-Euro-Billokram besteht.

Im übrigen ist das Viertel aber angenehm, nicht so voll wie das Stadtzentrum. Die Läden sind noch einen Tick individueller und die Gastronomie stark auf jüngeres Publikum ausgerichtet.

Bakers & Roasters
Zum Frühstück waren wir in diesem Café-Restaurant, das von einem Neuseeländer und einem Brasilianer erfunden wurde. Wenn du Eier magst, ist dies dein Laden, vor allem zum Frühstück, Komm aber rechtzeitig, denn das Bakers & Roasters ist sehr beliebt und ab 09:00 musst du vielleicht schon auf einen Tisch warten.
Duikelman
Ganz in der Nähe vom Bakers & Rosters liegt dieses Küchengeschäft mit einer umfassenden Auswahl an Geräten und einer Kochbuchabteilung.
Penny Lane Vintage
Der coolste Laden für gebrauchte Klamotten, den wir in Amsterdam gefunden haben. Hier findest du alles aus den 60er und 70er Jahren. Das Konzept der Kette ist sehr überzeugend: Sie kaufen kiloweise Kleidung, Schuhe, Accessoires und sortieren dieses Zeugs dann auf unterschiedliche Läden. Alles was ungewöhnlich und qualitativ besonders gut ist, findest du in speziellen Stores – hier in Amsterdam etwa Mode der Sixties. In Paris, wo die Firma eigentlich ihren Sitz hat, gibt es auch spezielle Läden nur für Blazer und Jacken, oder für Schuhe.
Alles ist supersauber, die Preise sind gut und die Verkäuferinnen freundlich.
Café Caron
Dieses Restaurant würden wir dir zum Abendessen empfehlen. Es war zwar noch geschlossen, als wir dort waren, aber aus der Küche kam schon ein vorzüglicher Geruch und der Gastraum sehr nett aus.
2 Gedanken zu “Amsterdam, April 2019”