Ganz in der Nähe von Valldemossa gibt es eine wunderschöne Einsiedelei. Sie wurde im Jahr 1648 von Joan de la Concepció Mir i Vallès gegründet und heute leben dort noch fünf Ermitanos. Du kannst sie manchmal sehen, wenn sie morgens mit ihren langen weißen Bärten in den Ort fahren um einzukaufen. Bis vor ein paar Jahren hatten sie dafür einen alten, klapprigen und postgelben R4, doch neuerdings scheinen ihnen ihre Oberen ein neues Auto spendiert zu haben.
In der Ermità selbst leben die Mönche sehr zurückgezogen, du siehst sie kaum, außer mal einen in dem kleinen Andenkenkiosk, den es in der Ermità gibt.

Der Innenhof des Klosters mit seinem spektakulären Versammlungsplatz hoch über dem Meer ist für Besucher zugänglich, ebenso wie die Kapelle. Alle übrigen Gebäude können nicht betreten werden.


In eine Mauer des Versammlungsplatzes ist eine Kachel eingelassen mit dem Motto „Ayudenos a vivir en la paz d’Dios“ (etwa „Wir bemühen uns, im Frieden Gottes zu leben“), das wirklich sehr verlockend klingt, wenn du auf der großen steinernen Bank sitzt und auf das blaue Meer hinausschaust, das in der Sonne liegt … Dann ist wirklich alles friedlich und ruhig und für die Ewigkeit gedacht. Nimm nur die Bank, deren Sitzplatten mühsam von Hand behauen worden sind. Was für ein Bauprojekt! Was für eine Idee, etwas so Mühsames über lange Zeit zu verfolgen in dem Wissen, dass sich noch hunderte Jahre später Menschen auf deine Bank setzen werden, auf’s Meer hinausschauen und den „Paz d’Dios“ spüren.
Vor der Ermità gibt es unter Bäumen einen Picknickplatz. An bestimmten Tagen im Jahr wandern die Bewohner Valldemossas mit ihren Kindern hierher, um zu essen, zu trinken und zu feiern. Aber auch sonst trifft man regelmäßig Einheimische, die einfach ihre Brotzeit machen. Wenn du höflich „Bon Profit“ wünscht, dann kann es dir passieren, dass du eingeladen wirst.

Natürlich darf auch an diesem Ort nicht der Hinweis auf Ramon Llull fehlen, der die Eremitenbewegung auf Mallorca im 13. Jahrhundert begründet hat.
Die Einsiedelei besitzt eine sehr schöne Kapelle. Ich erinnere mich, dass ich eines Sonntags mittags kam als aus dieser Kapelle wunderschön das „Ave Maria“ von Schubert erklang. Das war sehr ergreifend und ich betrat deshalb die Kapelle. Zu meiner Überraschung sah in drinnen eine russische Sängerin, die mir ein paar Tage zuvor in Palma aufgefallen war. Sie hatte dort auf einer Straße in der Nähe des Mercat de l’Olivar gestanden, eine Schachtel mit ein paar Münzen vor sich, und Opernarien gesungen. Kaum jemand beachtete sie, kaum jemand gab ihr etwas Geld. Sie sang dort offensichtlich mehrere Stunden am Tag und ich dachte, was das für eine Verschwendung sei und wie lange ihre Stimme diesen Job wohl aushalten würde.

Und nun erklang ihre Stimme hier in der Kapelle der Ermità, sie sang ganz für sich allein. Und schenkte doch allen, die zufällig des Weges kamen, einen magischen Moment.