Traubendiebstahl
In der Pfalz war die Hölle los. Das Frühjahr war schlecht gewesen für die Winzer: Zu wenig Sonne, zu viel Regen, zuviel Pilzbefall. Man befürchtete das Schlimmste. Aber dann gab es doch noch einen heißen Spätsommer. Das Glück drehte sich für viele Winzer. Aber leider nicht für alle. Kann das der Grund sein, warum schreckliche Dinge geschahen? Mehrfach wurden erhebliche Mengen Trauben gestohlen, indem irgendjemand mit einem Vollernter in einen fremden Weinberg bretterte und alles aberntete. In einem anderen Wingert (so nennen die Pfälzer ihre Weinberge) wurden sogar die Weinstöcke abgeschnitten und damit unwiderruflich zerstört.
„Hassherbst“ nannten die Winzer in der Südpfalz den Herbst 2016, der doch eigentlich so mild und freundlich begann.
Du startest Pfalzpartie in Landau, wo dich am Morgen erst mal ein opulentes Frühstück erwartet. Danach wanderst du frisch gestärkt durch den Pfälzerwald.

Beste Aussichten


Von Frankweiler geht es über Kastanien gesäumte Waldwege hinauf zum Orensfelsen, auf dem sich in karolingischer Zeit eine Fluchtburg mit Wall und Graben befand. Von hier aus hast du einen weiten Blick in die westlich gelegenen Täler mit den Orten Dernbach und Ramberg.


Im Pfälzerwald

Weiter wanderst du zur Landauer Hütte, wo sich zeigt, dass die Pfälzische Mentalität ganz anders ist als, sagen wir, die westfälische. Im Sauerland etwa wird man kaum eine bewirtschaftete Wanderhütte finden. In der Pfalz gibt es viele davon, rappelvoll mit Pfälzern, die pfälzische Spezialitäten essen, ihren Wein trinken und das Pfälzerlied anstimmen.
Hier in der Landauer Hütte bekommst du Samstags, Sonntags, Mittwochs und an Feiertagen Maronenkuchen, Wurstplatte und Flammkuchen. OK, letzterer ist eigentlich eine elsässische Spezialität und selbstgemacht ist er auch nicht. Aber er schmeckt hervorragend in der guten Luft auf 460 Metern Höhe und zusammen mit dem guten Glas rotem „Dornfelder“ vom Weingut Tina Pfaffmann (ja, schon klar, wer Dornfelder mag, ist kein Weinkenner, aber er ist trotzdem gut).

So gestärkt wanderst du weiter zur Burg Neuscharfeneck, die im 13. Jahrhundert errichtet und, mit Unterbrechungen, bis ins 16. Jahrhundert bewohnt war. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde sie um 1530 von schwedischen Truppen gesprengt und ist seitdem Ruine.
Nach 5 Stunden kommst du wieder in Frankweiler bei deinem Auto an, fährst zurück nach Landau und ruhst dich ein wenig aus.

Essen und Trinken
Zum Abendessen geht es dann nach Ilbesheim in den Hubertushof. Besonders zu empfehlen: Die Blutwurst auf Linsen und die Froschschenkel.

In Ilbesheim liegt ein wunderschöner Weinberg, die „Kleine Kalmit“.



Über einen Hohlweg steigst du vom Dorf hinauf auf die Spitze des sanften Hügels.

Neben der Kapelle hast du einen wunderschönen Rundblick über die südliche Pfalz mit dem Pfälzerwald.
Etwas unter der Kapelle, liegt die „Affenschaukel“, ein unbefestigter Weg auf dem jedes Jahr im Juli das Kalmitweinfest gefeiert wird. Die Winzer und Restaurateure aus der Umgebung bauen dann hier ihre Stände auf. Du kommst am späteren Nachmittag, sitzt in den Zeilen zwischen den Rebstöcken, schwätzt, trinkst was, isst was und lässt den Lieben Gott einen guten Mann sein. Während langsam die Sonne hinter den Hügeln des Pfälzerwaldes versinkt verstehst du, warum dieses schöne Fleckchen Erde die „Toscana Deutschlands“ genannt wird.
Die Nacht ist längst hereingebrochen, du sitzt unter einem Baum und kannst dich immer noch nicht für einen Lieblingswein entscheiden. Du kletterst auf die Bank, pflückst ein paar grüne Früchte, und siehe da, zusammen mit so einer Frucht schmeckt der Wein ganz anders. Interessant. Da musst du wohl noch etwas weiter probieren.
Weinlese


Später im Jahr, im Herbst, triffst du auf der Kleinen Kalmit vielleicht Jürgen Leiner in seinem Wingert bei der Rieslinglese. Du sprichst über dies und das und über den Pfälzer Wein. Herr Leiner telefoniert mit seiner Frau und macht eine Weinprobe klar, obwohl eigentlich Sonntag ist.


Du wanderst zurück in den Ilbesheim, wo Frau Leiner schon alles vorbereitet hat. Du darfst den Keller besichtigen und lernst Sven Leiner kennen, den jungen Winzer des Weinguts.



Nachdem einige Kartons verladen sind, fährst du zurück nach Landau, wo dein Gastgeber ein Abschiedsessen zubereitet, das den Vergleich mit einem Restaurant nicht scheuen muss.

Es gibt zum Beispiel Wildschweinrücken mit selbstgemachtem Rotkraut und einem Puree aus Pastinaken und Petersilienwurzeln. Du probierst dich weiter durch pfälzischen Rotwein. Es wird immer später und du hast einfach keine Lust aufzubrechen und der Pfalz „Auf Wiedersehen“ zu sagen.