Jeder Hippie kannte ihn: Hieronymus Bosch, den psychedelischen Malerfreak aus dem Mittelalter. Der die Halluzinationen malte, die jugendliche Reisende sahen, wenn sie nachts im Mondlicht über eine feuchte wilde Wiese stolperten. Der die geheimnisvollen Wimmelbilder schuf, in denen sie sich mit dem Kopf in den Wolken für Stunden verlieren konnten.
Hieronymus Bosch hat in diesem Jahr seinen 500sten Todestag. Die Hippies sind verschwunden oder sehen ziemlich alt aus, während Boschs Bilder immer noch frisch und magisch da stehen. Seine Heimatstadt s’Hertogenbosch in den Niederlanden hatte eine beeindruckende Ausstellung zusammen getragen und wurde von dem Interesse, das der Maler auch heute noch erregt, offenbar überrascht: Man verlängerte die Dauer der Ausstellung, weitete die Öffnungszeiten aus. Ohne vorherige Buchung über das Internet mit Festlegung einer bestimmten Eintrittszeit (von morgens früh um 9:00 bis abends um 22:00 Uhr) gab es keinen Einlass. Leider fehlten einige wichtige Werke, darunter auch „Der Garten der Lüste“. Deshalb fuhren wir im September nach Madrid, wohin die Ausstellung weiter gewandert war. Besucherführung und Hängung gefielen uns im Prado besser als in s’Hertogenbosch, wo sich die Wege oft nicht recht erschlossen.
Spanien und insbesondere Madrid haben eine besondere Beziehung zu Bosch, der hier „El Bosco“ genannt wird, weil König Phillip II im 16. Jahrhundert zu einem bedeutenden Sammler seiner Werke wurde. Deshalb hängen viele Bilder, darunter auch „Der Garten der Lüste“, heute in Madrid.
Hieronymus Bosch in Madrid
Die Ausstellung präsentierte sich im Prado, einem der großen Museen dieser Welt. Der Prado liegt am Passeo del Prado, dem Prachtboulevard der Stadt zwischen der Placa de Cibeles und dem Bahnhof Atocha, wo im März 2004 bei einem verheerenden Terroranschlag 191 Menschen ums Leben kamen.


Zum Essen in Madrid


Ah, Madrid, so lässig und so ruhig wie kaum eine große Stadt. Wo sonst könntest du am Rathaus ein Riesenbanner „Refugees welcome“ sehen, das das halbe Gebäude verdeckt, obwohl in der Millionenmetropole nur 80 Flüchtlinge untergebracht sind? Das ist cool.


Wenn du dich auf diese Stadt einstimmen willst, dann empfehle ich dir folgendes Kontrastprogramm: Geh’ gleich am Morgen in das interessante Kulturzentrum CaixaForum am Passeo del Prado. Dieses dekonstruktivistische Gebäude, das aus dem Umbau eines alten Elektrizizätswerkes entstand, ist mit seinem vertikalen Garten ein echter Hingucker. Im Forum finden verschiedene kulturelle Veranstaltungen statt und ein Museum zeigt in seiner Dauerausstellung moderne Malerei etwa ab den 1940er Jahren. Danach wechselst du die Straßenseite zum Aperitiv im Gartencafe des Hotel Ritz.

Die kleine luxuriöse Oase liegt nur wenige Schritte vom Prado entfernt. Du zahlst zwar für ein Bier 8 Euro oder so, aber das solltest du dir gönnen, denn du fühlst dich dabei wie ein König. Dann ignorierst du die Speisekarte mit ihren internationalen Gerichten (die bestimmt gut sind), überquerst den Paseo am Neptunbrunnen und gehst durch das Szeneviertel um die Calle de las Huertas bis zum Mercado Antón Martín.

In diesem Markt kauft die Nachbarschaft ein, das Publikum ist bunt gemischt, kaum ein Tourist verirrt sich hierher. In den Bars wird einfaches spanisches Essen zubereitet, zum Beispiel Albondigas (Fleischbällchen in Tomatensauce) oder Ensaladilla Rusa (Kartoffelsalat). Der Markt ist auch interessant für Selbstversorger, denn hier kaufst du günstig und gut frischen Fisch, frisches Fleisch und natürlich Obst und Gemüse.
Zwei weitere Märkte sind in Madrid ziemlich bekannt: Der Mercado de San Antón und der Mercado de San Miguel. Der erste ist hochwertig und ziemlich teuer, die Auswahl ist leider recht klein. Im Basement gibt es aber einen Supermarkt der OK ist. Der San Miguel liegt in der Nähe der Plaza Major und ist kein richtiger Markt sondern eine Ansammlung von Gastronomieständen in einer schönen alten Markthalle. In diesem Markt begegnest du fast nur Touristen. Alles in allem waren die drei Märkte, die wir kennen gelernt haben, eher bescheiden – verglichen etwa mit den Märkten in Palma de Mallorca.

Auch das Kaufhaus El Corte Ingles in der Nähe der Einkaufstraße Calle Gran Via bietet in seiner Lebensmittelabteilung eine Menge Spezialitäten, ist aber auch teuer. Im obersten Stock liegt ein Restaurant, von dessen Dachterasse du einen ganz guten, allerdings teilweise verbauten, Blick auf Madrid hast. Das Restaurant selber fanden wir ungemütlich und überteuert.

Überall in Madrid findest du Taperias. Das sind Restaurants, die auf kleine Vorspeisen spezialisiert sind. Traditionell bestellt jeder am Tisch einige Tapas, die dann miteinander geteilt werden. Am besten gefallen hat uns das Bocaito, das vorne eine Tapasbar und hinten ein Restaurant ist. Die Preise sind nicht wirklich günstig, aber der Qualität absolut angemessen. Preislich günstig ist dagegen das Restaurant Babel, das wie das Bocaito in der Calle Libertad liegt. Sehr gute Tapas haben wir auch in der Taberna del Alabardero in unmittelbarer Nachbarschaft des Königspalastes bekommen.



Exklusivere Restaurants mit internationaler Karte oder modern interpretierten spanischen Klassikern findest du im Viertel Recoletas. Auch die Shops sind hier exklusiv und bieten internationale Markenprodukte an. Wenn du Schaufensterbummeln liebst, dann ist das dein Viertel.
Das war’s: Adios Madrid! Den Flughafen erreichst du von der Plaza de Cibeles aus sehr schnell mit dem Bus (€ 5,00, Taxi ca. € 20,00). Busse und Taxen halten vor der Post und hier erlebst du noch einmal Madrid in all seiner Gelassenheit: Nach einem langen Feierwochenende steht Montags morgens um halb 5 am Busbahnhof ein Haufen junger Leute, die durchgemacht haben und nach Hause wollen. Die Stimmung ist alkoholisiert aber locker und du spürst nicht einmal einen Hauch von Aggressivität.