Wein von Mallorca liegt im Trend, das siehst du schon an den Preisen, die jedes Jahr steigen. Klar, in mallorquinischen Bodegas werden wirklich gute Tropfen gekeltert, aber sie können meist doch noch nicht mit vergleichbaren italienischen oder französischen Gewächsen mithalten. Sind aber oft genau so teuer.
Andererseits kannst du Entdeckungen machen, denn du findest auch gute Deals, wenn du danach suchst. Interessant sind außerdem die Weine aus ökologischem Anbau und aus autochthonen Trauben, also Trauben, die nur auf Mallorca wachsen, zum Beispiel Manto Negro oder Malvasía.
Lagen und Weingüter
Die folgende Karte zeigt dir die Lagen und ihre besten Weingüter.
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Das Weinfest „Festes des Vermar“ von Binissalem
Jedes Jahr im September feiert Binissalem nach der Lese ein zweiwöchiges Weinfest. Geboten wird ein umfangreiches Programm mit Musik (von der Jazz-Combo bis zu lokalen Dudelsackbläsern), Umzügen in traditioneller Tracht, Wettbewerben (Weinfassrollen und Rebentreten beispielsweise), Essen und Trinken (natürlich viele Weinproben). Das Fest wird rechtzeitig auf der Webseite der Stadtverwaltung angekündigt.
Der Carmesí von Jaume de Puntiró
Was du über mallorquinischen Wein wissen solltest.
Geschichte
Schon seit dem 2. Jahrhundert vor Christus haben die Römer auf Mallorca Wein angebaut – vornehmlich in der Gegend von Pollença. Die arabische Eroberung und Herrschaft von 902 bis 1229 brachte, trotz des Verbots von Alkohol durch den Koran, den Weinbau nicht zum Erliegen. Nach der Rückeroberung durch Jaume I. wurde der Weinbau stark gefördert und fand im Königshaus einen wichtigen Abnehmer. Ende des 19. Jahrhunderts wurden, so berichtet es Erzherzog Ludwig Salvator, auf 15.000 Hektar Land Wein angebaut, hauptsächlich in der Gegend von Manacor. Produziert wurden demnach pro Jahr etwa 98.000 Hektoliter. Im Vergleich dazu wird gegenwärtig auf etwa 1.312 Hektar Wein angebaut und die Gesamtproduktion beläuft sich auf 46.200 Hektoliter.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts die Reblaus auf die Insel gelangte und die Weinstöcke zerstörte, fiel die Weinproduktion in wenigen Jahren auf nahezu Null. Einige wenige Bauern kelterten noch für den Bedarf von Freunden und Familie, aber das war es auch schon.

Der Massentourismus ab den 1960er Jahren tat ein Übriges, denn gefragt war nun preiswerte Massenware, die aus den Anbaugebieten auf dem Festland herbeigeschafft wurde. Auch heute noch wird vermutlich mehr Rioja als mallorkinische Eigengewächse auf der Insel getrunken.
Lagen
Aber in den letzten Jahren hat sich doch viel getan. Seit den 1990er Jahren kam es zu einem wahren Boom mallorkinischen Weins.
Binissalem
Dabei ging die Gegend um Binissalem, eines der traditionellen Anbaugebiete, voran und erlangte 1991 als erstes außerhalb des Festlandes die regionale Qualitätsbezeichnung einer Denominación de Origen (D.O.). Bis heute ist Binissalem das wichtigste Anbaugebiet auf Mallorca und die Regeln für die Verwendung der D.O. sind besonders streng.
In dieser Region bauen 65 Winzer, von denen 13 die D.O.-Kriterien erfüllen, auf 347 ha Wein an (Stand: 2016).
Von den 13.184 Hektolitern, die im Jahr 2016 produziert wurden, blieb der Großteil auf der Insel (83,9%). Von den exportierten 1.860 Hektolitern ging wiederum der größte Teil nach Deutschland (89,2%). Wenn du davon ausgehst, dass pro Liter im Schnitt € 15,00 bezahlt werden, dann wurden in Deutschland in dem Jahr also ungefähr € 285.000,00 für Wein aus Binissalem ausgegeben. Für die Region Pla i Llevant sind die Zahlen ähnlich, die Weine aus der Serra de Tramuntana werden ausschließlich auf Mallorca vermarktet.

Zugelassen sind die Trauben: Manto Negro, Callet, Tempranillo, Monastrell, Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot und Gorgollassa (Rot); und Moll oder Prensal Blanc, Parellada, Macabeo, Moscatel de Alejandria, Moscatel de grano menudo, Chardonnay und Giró Ros (weiss).
Damit ein Rotwein die Bezeichnung Binissalem D.O. tragen darf, muss er beim Rotwein mindestens zu 30% aus der Sorte Manto Negro bestehen, beim Weisswein müssen mindestens 50% der Sorten Moll oder Muskateller verwendet werden.
Pla i Llevant
DieGegend, in der am längsten Wein angebaut wird, ist wie gesagt die Gegend um Pollença. Und auch um die Stadt Felanitx im Süden wird seit Urzeiten Wein kultiviert. Im Jahr 1993 erhielt das Gebiet unter dem Namen Pla i Llevant die begehrte D.O. Pla i Llevant hat weniger strenge Regeln als Binissalem, die Bodegas sind oft moderner und experimentierfreudiger.
In dieser Region bauen 50 Winzer, von denen 13 die D.O.-Kriterien erfüllen, auf 362 ha Wein an (Stand: 2016).
Zugelassen sind die Trauben: Manto Negro, Callet, Fogoneu, Tempranillo, Monastrell, Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Pinot Noir, Gorgollassa (Rot); und Prensal Blanc, Parellada, Macabeo, Moscatel, Chardonnay, Viognier, Giró Ros und Riesling (Weiss).
Serra de Tramuntana, Vino de la tiera
Es gibt noch ein drittes Weinanbaugebiet auf Mallorca, das allerdings nicht eine Denominación de Origen trägt, sondern die Bezeichnung Vino de la tiera, auf deutsch „Landwein“. Dieses Gebiet erstreckt sich etwa vom Cap Formentor bis Andratx und die Tatsache, dass es keine D.O.-Bezeichnung trägt, bedeutet natürlich nicht, dass es dort keinen guten Wein gibt.
Die Serra de Tramuntana ist seit mehreren hundert Jahren bekannt für ihren Weisswein. Dort wurde traditionell die Rebsorte Malvasía de Banyalbufar angebaut. Einigen wenigen unverbesserlichen Idealisten ist es zu verdanken, dass diese Traube überhaupt noch existiert. Sie entdeckten die wahrscheinlich letzten Rebstöcke dieser Sorte und verwendeten über 20 Jahre unendlich viel Mühe darauf diese Sorte zu rekultivieren. Mit Erfolg, denn heute werden wieder einige wenige aber sehr interessante Weine aus dieser Traube angeboten.
In dieser Region erfüllen 5 Winzer die Kriterien der Bezeichnung „Vino de la tiera Serra de Tramuntana – Costa Nord“ und bauen auf 14,9 ha Wein an (Stand: 2016).
Obwohl die Region Serra de Tramuntana viel größer ist, als die Fläche von Binissalem, wird dort nur ein Bruchteil des Weines angebaut. Zugelassen sind: Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Monastrell, Tempranillo, Callet und Manto Negro (Rot); Malvasía de Banyalbufar, Moscatel de Alejandria, Moscatel de grano menudo, Moll, Parellada, Macabeo, Chardonnay, Sauvignon blanc (Weiss).
Vi de la terra Mallorca
Überhaupt macht nicht etwa der Qualitätswein sondern der einfache Landwein den Hauptteil der Produktion aus: Auf 739 Hektar Grund produzieren 53 Winzer 26.600 Hektoliter Landwein (2016). Natürlich kommt auch dieser Wein überwiegend aus den Lagen von Binissalem, Pla oder Llevant und teilweise sogar von den Winzern, die Weine nach D.O.-Kriterien produzieren. Die mit „Vi de la terra Mallorca“ gekennzeichneten Landweine entsprechen nicht den Anforderungen des Gütesiegels, können aber natürlich trotzdem sehr gut sein.
Reifegrade
Mallorkinische Weine werden zu etwa 85% als Vino joven („Jungwein“) vermarktet. Die besseren Weine werden nach folgenden Reifegraden unterschieden:
- Crianza: Die Weine müssen in Eichenfässern mindestens 6 Monate reifen und insgesamt eine Reifezeit (Barrique- und Flaschenreifung) von 24 Monaten gehabt haben. Crianza machen etwa 10% der Produktion aus.
- Reserva: Reifezeit im Eichenfass mindestens 12 Monate und eine Reifezeit von insgesamt 36 Monaten (Barrique- und Flaschenreifung). Reserva machen etwa 4% der Produktion aus.
- Gran Reserva: Reifezeit im Eichenfass mindestens 24 Monate und eine weitere Reifezeit in der Flasche von mindestens 36 Monaten. Gran Reserva machen etwa 1% der Produktion aus.
Alkoholgehalt
Der im Folgenden angegebene Alkoholgehalt versteht sich als Mindestanforderung. Gerade die Rotweine liegen oft deutlich darüber, 13,5% und 14% sind keine Seltenheit. Das macht diese Weine besonders vollmundig und süffig:
Weissweine 10,5%
Roséweine 11,0%
Rotweine 11,5%
Schaumweine 10,5%
Autochthone Rebsorten
Über die vielen Jahrhunderte haben sich Rebsorten entwickelt, die typisch für Mallorca sind und nirgendwo sonst angebaut werden. Diese Rebsorten nennt man „autochthon“, bzw. „uvas autòctonas“. Der Stolz vieler Winzer besteht darin, diese Sorten wieder zu kultivieren, von denen es etwa 120 gab bevor die Reblaus allem ein Ende setzte.
Autochthone Trauben sind besonders gut an das Klima der Insel angepasst. Sie werden ab Ende August geerntet, können aber durchaus auch bis in den Oktober hinein reifen.
Autochthone Rebsorten sind:
- Argamussa (weiss)
- Giró ros (weiss, zugelassen)
- Malvasía de Banyalbufar (weiss, zugelassen)
- Moll bzw. Prensal Blanc (weiss, zugelassen)
- Valent blanc (weiss)
- Vinater (weiss)
- Callet (rot, zugelassen)
- Callet negrella (rot)
- Escursac (rot, zugelassen)
- Esperó de gall (rot)
- Fogoneu (rot, zugelassen)
- Giró negre (rot, zugelassen)
- Gorgollassa (rot, zugelassen)
- Mancès de tibús (rot)
- Manto Negro (rot, zugelassen)
wobei Moll, Callet und Manto Negro über 90% der Produktion aus heimischen Trauben ausmachen
Preise
Mallorkinische Weine sind in der Regel nicht preiswert. Vergleichst du sie mit italienischen Gewächsen, dann musst du für entsprechende Qualität 20% bis 25% mehr zahlen. Aber, hey, das ist Mallorca!
Wenn du für die Flasche € 9,00 zahlst, dann ist das günstig. € 15,00 bis € 16,00 dürfte normal sein, aber auch € 30,00 bis € 40,00 ist nicht so selten und nach oben gibt es kaum eine Grenze. Du möchtest gerne € 1.000,00 für die Flasche ausgeben? Bitte schön: Der 4Kilos Magnum von 2006 kostet beim Mallorkiner genau so viel.
Wein kaufen
Auf Mallorca
Auf der Karte findest du einige der wichtigsten Weingüter der Insel. Einige haben Verkaufsläden, die täglich oder doch regelmäßig geöffnet sind, zum Beispiel: Maciá Batle, José Ferrer, Jaume de Puntiró und andere.
Die meisten Bodegas sind zu klein für solch ein Angebot. Aber in der Regel freut sich jeder Winzer über Interesse an seinem Wein und wird gerne zu einer Weinprobe oder Führung bereit sein. Entweder du klopfst einfach mal, oder du meldest dich vorher an (manche Winzer bevorzugen letzteres). Auf der Karte findest du weitere Infos.
Auf Mallorca gibt es in den Städten und Dörfern viele kleine Wein-Shops, die teilweise eine hervorragende Auswahl anbieten. Aber auch die großen Mercats, Kaufhäuser und Supermärkte, wie El Corte Inglés oder Carrefour haben eine gute Auswahl.
Mallorkinische Weine in Deutschland kaufen
Mallorca ist das Lieblingsreiseziel vieler Deutscher. Und unter diesen Millionen sind auch eine Menge von Weinliebhabern. Kein Wunder also, dass es in vielen deutschen Städten Weinhändler gibt, die sich auf dieses Publikum eingestellt haben, zum Beispiel in Düsseldorf der Spanische Garten. Du musst also keineswegs traurig im Sessel hocken und in das verregnete Wochenende hinaus blicken. Du kannst dich leicht mit einem Schluck guten Weins von der Insel in einen sonnigen Sommerabend träumen.
Besonders bequem ist es natürlich, den Wein online zu bestellen, und es gibt tatsächlich einen Händler, der fast jeden mallorkinischen Tropfen zu dir ins Haus liefert – den Mallorkiner. Das Angebot ist super und die Preise sind OK. Allerdings lässt der Service leider zu wünschen übrig: Die Kellerei meines Lieblingsweines Jaume de Puntiró hatte ein leichtes Problem mit ihren Korken, was dazu führte, dass etwa jede zehnte Flasche korkig war. Bei einem anderen Händler wäre das kein Problem, der Wein wird zurück genommen und gut ist. Nicht so beim Mallorkiner, da ist das dein Risiko.
Ein weiterer Versandhändler, dessen Angebot aber hinter dem des Mallorkiners zurück steht, ist Fet a Soller.