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Alles könnte nun so schön harmonisch zu Ende gehen, wenn man nur mal häufiger miteinander geredet hätte. In diesem Fall hätten Rosina und Susanna mal besser Figaro in den neuen Plan eingeweiht. Aber das haben sie nicht.
Figaro und Marcellina betreten einen Raum in dem Barbarina gerade verzweifelt etwas sucht, das ihr der Graf gegeben hat. Was denn? Figaro ist interessiert. Ach nichts, nur eine Nadel, die ich Susanna bringen soll. Wie schön, dass Barbarina so naiv ist. Figaro zaubert eine Nadel hervor und jetzt erfährt er alles. Susanna und der Graf sind verabredet, Codewort „Pinie“. Ah! Pinie, wie Pinienhain. Und eigentlich hat der Herr noch gesagt, dass niemand etwas davon erfahren soll. Aber Figaro wird schon nichts weiter erzählen, oder. Todsicher nicht! Und fröhlich hüpft Barbarina davon.
Figaro ist am Boden zerstört. Seine Susanna … untreu! Marcellina versucht ihn zu beruhigen aber Figaro schwört Rache. Heute Nacht wird er alle gehörnten Ehemänner rächen. Dabei ist er noch nicht mal verheiratet. Wütend stampft er davon.
Marcellina kann das alles nicht glauben. Sie vertraut Susanna und will ihr von den neuesten Entwicklungen berichten. Frauen müssen zusammenhalten gegen die Unterdrückung der Männer.
Der Rest der Oper spielt abends im Schlosspark. Und nicht nur die Dunkelheit und die Unübersichtlichkeit der Hecken, Büsche und Lauben machen die Ereignisse etwas unübersichtlich.
Zuerst erscheint Barbarina mit einem Korb voller Obst und Gebäck. Was will sie hier? Ist sie mit Cherubino verabredet? Man weiss es nicht.
Geräusche werden lauter, da kommen Leute. Barbarina flüchtet in eine Laube. Aus einer Richtung kommt Figaro, der Barbarina gerade noch erspäht hat, aus einer anderen Richtung kommen Bartolo und Don Basilio, der Hofintrigant, und ein paar Arbeiter, die Figaro einweisen muss. Warum aber hat Figaro die beiden Herren herbestellt? Was soll das? Figaro ergeht sich in dunklen Andeutungen, doch Don Basilio versteht sofort, dass der Graf wohl doch das Recht der ersten Nacht in Anspruch nehmen will. Und Susanna scheint zugestimmt zu haben.
Figaro bittet die beiden, als Zeugen zu bleiben, und verschwindet mit den Arbeitern, den Park dekorieren. Bartolo hat nicht verstanden. Noch mal: Was zum Teufel sollte das? Don Basilio klärt ihn auf. So ist das halt, wenn man im Dienst einer Herrschaft steht. Die ist gewohnt, sich rücksichtslos das zu nehmen, was sie haben will. Ja, ja, so ist das wohl.
Auch der hinterhältige Basilio war mal ein netter, junger Mann, hatte Träume und Ideale. Aber irgendwann, während er darauf wartete, dass seine Träume in Erfüllung gingen, lernte er eine Herrin namens „Gleichgültigkeit“ kennen und sie trieb ihm die Flausen aus. Er verstand, dass es doch vernünftiger war, ein Depp zu sein als ein Träumer. Denn Schmach, Gefahren, Schande und Tod kann man am besten im Fell eines Esels entkommen. So wurde Basilio Don Basilio. Wie traurig!
Es wird ein wenig kühl im abendlichen Park. Ausserdem passiert hier wohl nichts mehr. Bartolo und Don Basilio beschliessen zu gehen.
Figaro kommt allein zurück. Innerlich rast er vor Eifersucht. Wie konnte ihn Susanna nur so betrügen! So sind die Frauen. Einer zu trauen ist reine Dummheit, erst erhören sie den einen und dann gehen sie fremd mit einem anderen. Wie Hexen bezaubern sie, wie Sirenen locken sie, wie Elfen verführen sie die Männer, bis die vor Liebe ganz blind sind. Welch’ ein grausames Spiel!Er versteckt sich hinter einem Busch.
So sieht und hört er, wie Susanna und die Gräfin die Szene betreten. Marcellina stösst zu den Damen. Flüsternd berichtet sie, dass der eifersüchtige Figaro im Busch auf der Lauer liegt und zieht sich dann in die Laube zurück, in der sich auch schon Barbarina versteckt. Die Damen beschliessen, Figaro eine ordentliche Lektion zu erteilen.
Die Gräfin verschwindet. Susanna, allein auf der Lichtung, singt ein Liedchen wie für sich. Oh, Geliebter, komm bald, damit ich dich ganz besitzen kann. Figaro, der annimmt, dass dies dem Grafen gilt, kann sich kaum noch ruhig halten hinter seinem Busch. Untreue! So wird man belogen!
Susanna ist ebenfalls verschwunden. Sie wird nun ihre Herrin treffen und die Kleider tauschen.
Das Finale der Oper
Etwas später schlendert fröhlich summend Cherubino durch den Park und entdeckt die Gräfin, die er für Susanna hält. Obwohl er eigentlich mit Barbarina verabredet ist, möchte er doch zuerst noch einen Kuss von Susanna. Der Dummkopf wird lästig und merkt gar nicht, dass der Graf sich nähert. Er wird noch alles verderben! Der Typ ist ja wohl toll! Mit geschlossenen Augen und gespritzen Lippen will er die Gräfin küssen. Gerade da tritt der Graf heran und Cherubinos Kuss landet auf seiner Wange. So kratzig die Wange? Der Page erwacht aus seinem Liebesrausch und verschwindet blitzartig in der Laube, wo Barbarina und Marcellina schon auf ihn warten.
Auch Figaro war herbei geeilt und nun trifft ihn die Ohrfeige des Grafen, die eigentlich dem Pagen galt. Na gut, es wird auch so keinen Falschen getroffen haben. Figaro verzieht sich wieder und Almaviva ist im Dunkeln gar nicht aufgefallen, wen er getroffen hat.
Der Herr hat andere Absichten. Nun ist er bei Susanna fast am Ziel. Dass er in Wirklichkeit aber seine Frau umgurrt, fällt ihm natürlich nicht auf. Er rückt ihr näher und schenkt ihr erst mal einen Ring. Grosszügigkeit zahlt sich in solchen Fällen meistens aus.
Doch wieder nahen Leute. Hier ist es einfach nicht sicher. Die falsche Susanna soll mit in den Pinienhain kommen. Aber das ist es doch ganz dunkel! Schon, schon, wir sind ja schliesslich nicht zum Lesen hier! Doch dann bemerkt der Graf den Figaro. „Susanna“ soll schon mal vor gehen, er kommt gleich. Na gut, wie ihr meint.

Mit wachsender Empörung muss Almaviva aus dem Busch heraus beobachten, wie Figaro auf der Lichtung die „Gräfin“ trifft und der offensichtlich den Hof macht. Welch verabscheungswürdige Untreue! In Wirklichkeit hat Figaro aber die Verkleidung durchschaut. Während Susanne noch glaubt, dass er sie für die Gräfin hält, beginnt Figaro heftig mit ihr zu flirten. Susanna wird wütend und gibt, klatschklatsch, dem Galan ein paar saftige Ohrfeigen. Der Graf ist sehr zufrieden, es geht doch nichts über ein treues Weib. Wo waren wir? Ah, ja. Er macht sich auf die Suche nach „Susanna“.
Figaro beruhigt inzwischen seine zornige Verlobte. Seine Liebe gilt nicht der Gräfin, sondern immer nur Susanna. Turtelnd verschwinden die beiden hinter dem Baum.
Der Graf kommt zurück, er hat im Hain niemanden gefunden. Wo ist Susanna. Doch halt, wer kommt denn da hinter einem Baum hervor. Das ist ja seine Frau, immer noch umschwärmt von Figaro. Teufel! Jetzt fällt er gar noch vor ihr auf die Knie und schwört ihr Liebe. Und sie? Und Sie? Nein! Nein! Nein!
Ein wutentbrannter Almaviva packt den Figaro am Kragen. Susanna entkommt in die mittlerweile gut besuchte Laube.
Leute, Leute, herbei, herbei! Don Basilio, Don Curzio, Dr. Bartolo und Antonio eilen herbei. Was gibt’s? Eine Waffe, schnell, eine Waffe! Die Treulosen müssen auf der Stelle sterben!
Figaro schlottert vor Angst, wie konnte man sie nur erwischen? Oh ja, Figaro, das ist ganz grosses Kino! Der Graf zieht die „Gräfin“ aus der Laube und mit ihr Marcellina, Cherubino und Barbarina.
Figaro bittet um Gnade. Die „Gräfin“ bittet um Gnade. Alle bitten um Gnade. Nein, nein und nochmals nein. Kann noch irgendjemand diesen Rasenden aufhalten?
Ganz ruhig tritt die echte Gräfin heran. Sie stellt sich vor ihren Mann und und nimmt die Haube ab. Will er auch ihr die Bitte um Vergebung abschlagen? Im Licht der Fackeln erkennen nun alle, wer die Gräfin und wer Susanna ist.
Autsch! Der Graf hat es schon wieder vergeigt. Pflichtschuldigst fällt er auf die Knie: Rosina, Rosina, bitte verzeih’ mir nur noch ein einziges Mal.
Und sie? Verzeiht ihm!
Gott sei Dank, dass das nun endlich geklärt ist! Man fällt sich gegenseitig in die Arme. Alte Feindschaften werden begraben und die Liebe, die grösste aller Himmelmächte, verwandelt Verwirrung und Misstrauen in Freude. Auf zum Fest! Nun gibt es wirklich was zu feiern!
Vorheriger Teil: Der 3. Akt
Anmerkung:
In der Salzburger Aufführung fehlen im 4. Akt zwei Arien. Das ist keineswegs unüblich, denn beide Musiknummern sind sogenannte monologische Arien, die zum Fortschritt der Handlung nicht beitragen. Da der 4. Akt ohnehin etwas verworren ist, wird auf diese Stücke häufig verzichtet.
In diesem Post wurden die Arien der Aufnahme des Figaro unter Leitung von Erich Kleiber aus dem Jahr 1955 entnommen.
Arie „La capra e la capretta“ (Marcellina) gesungen von Hilde Rössel-Majdan.
Arie „In quegli anni“ (Basilio) gesungen von Murray Dickie.
Bildnachweis:
Titelbild: Thomas-Charles Naudet, Szene aus dem 4. Akt, undatiert
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