Sauerkraut ist ein typisch deutsches Gericht. So typisch, dass andere Völker uns gerne damit identifizieren und uns „Krauts“ nennen. Dabei ist es so, dass die Franzosen – vor allem im Elsass – ihr Choucroute vielleicht sogar noch mehr lieben als wir unser Sauerkraut. Aber darüber wird nicht viel Aufhebens gemacht.
Unsere französischen Freunde, die glauben, dass die französische Küche die beste der Welt ist (sie haben vielleicht recht), sind der Ansicht, dass zum Sauerkraut Champagner passt, oder Crémant. Und tatsächlich bekommt dieses traditionell etwas rustikale Gericht dadurch eine überraschende Eleganz.


Unsere spanischen Freunde, die felsenfest davon überzeugt sind, dass die spanische Küche die beste der Welt ist (sie haben vielleicht recht), neigen dazu, sich vor der deutschen Küche etwas zu gruseln. Und Sauerkraut ist ein geradezu ikonisches Gruselgericht.
Deshalb hatten wir beschlossen, ein Sauerkrautessen auf Mallorca zu veranstalten. Nicht nur, um satt zu werden, versteht sich, sondern auch, um den europäischen Gedanken voran zu bringen.
Für Spanier zu kochen ist nicht leicht, denn viele sind etwas picky. Aber für eingeborene Mallorquiner zu kochen ist fast unmöglich, denn für die ist schon das Essen aus ihrem Nachbardorf nahezu ungeniessbar.
Aber gut, wir haben es trotzdem gewagt, 10 Kilo Sauerkraut und Kasseler von Deutschland nach Mallorca transportiert und mit erfahrenen deutschen Unterstützern nach diesem Rezept zubereitet.
Eigentlich sollte das Essen draußen unter den Algarrobo-Bäumen stattfinden, aber pünktlich zum Termin verschlechterte sich das Wetter – es wurde kühl und regnerisch, echtes Sauerkraut-Wetter. Also mussten wir innen improvisieren. Zum Trost erzählten wir den Gästen, dass es in Deutschland nicht erlaubt sei, Sauerkraut zu essen, wenn die Temperatur über 15 Grad liegt und es nicht regnet. Das erschien den Spaniern sehr plausibel.


Es wurde dann ein lustiger Sonntagnachmittag. Das Essen hielten einige der Gäste für „interessant“, aber überwiegend bekamen wir Komplimente. Wir waren nur nicht ganz sicher, ob das tatsächlich an unseren Kochkünsten und der Qualität des Sauerkrauts lag, oder an der Höflichkeit der Mallorquiner oder an der Tatsache, dass am Ende 11 leere Flaschen Cava (überwiegend von der Marke Llopart, Flasche für um die 8 Euro im Eroski, sehr empfehlenswert) herumstanden. Spoiler: Eine davon war im Sauerkraut gelandet.


Nach dem Essen gab es ein paar süße Sachen, die die Gäste mitgebracht hatten. Dazu packten wir noch einen Mirabellen-Brand der Marke Schladerer aus, den die Spanier ganz besonders lobten, weil er so weich war und gar nicht kratzig in der Kehle.
Wie gesagt, es war ein lustiger Nachmittag, wozu die Mirabelle gehörig ihren Anteil beitrug. Aber, um mit Figaro zu sprechen: „Il resto non dico“.
Champagner zum Sauerkraut – was sonst? Da sage nochmal es gäbe nichts Völkerverbindendes.
Schöne Grüße
Christian
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Danke, Christian, schöne Grüße zurück!
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