Die Stelle, an der heute Palma de Mallorca steht, ist vermutlich seit vielen tausend Jahren besiedelt worden. Kein Wunder also, dass die Stadt einen reichen Schatz an Monumenten, Kunstwerken und anderen Erzeugnissen menschlichen Schaffens aufweist.
Spätestens seit der Gründung durch die Römer im Jahr 123 v. Ch. wurden Mauern gezogen, um die Stadt zu schützen. Während der maurischen Besetzung Mallorcas ab 707 nach Chr. wurde diese Befestigung erheblich erweitert, weil die Stadt sich auf 30.000 bis 35.000 Einwohner vergrößerte.
Als die Katalanen unter König Jaime I. dann die Insel im Jahr 1229 eroberten, zerstörten sie zwar fast alle Zeugnisse maurischer Architektur innerhalb der Mauern, nicht aber die Schutzanlagen selbst, die sie im Gegenteil ausbauten.
Vom Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Mauern fünf mal erneuert und erweitert. Aus den Mauern wurden Bollwerke (Baluarte).

Die wichtigste Änderung betraf den Verlauf des Torrent de Sa Riera. Bis Mitte des 17. Jahrhunderts verlief dieser Torrent mitten durch die Stadt, dort, wo heute La Rambla und der Passeig del Born sind. Vor dem Königspalast floss er dann ins Meer. Der Torrent teilte Palma in zwei Hälften, die durch Brücken miteinander verbunden waren. Der Fluss brachte regelmäßig große Überschwemmungen in die Stadt, teilweise mit tausenden von Toten. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde schließlich ein Graben angelegt und der Torrent um die Stadt herumgeleitet. Diese Anlage besteht bis heute. Im Zuge dieser Umleitung wurde das Stadtgebiet im Westen erweitert und neue Befestigungsanlagen wurden errichtet.
Da Palma aber stark wuchs – im 19. Jahrhundert von 41.000 auf über 60.000 Einwohner, führten die Mauern zu immer größeren Problemen insbesondere bei der Wasserversorgung und der Kanalisation. Spätestens seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde ernsthaft darüber nachgedacht, die alten Befestigungsanlagen niederzureissen.

1872 wurde dann ein erster kleiner Teil der Mauer abgetragen, der sich im Hafen vor der Seehandelsbörse La Llotja befand. 1897 schrieb König Alfonso XIII. einen Wettbewerb zur Neugestaltung des Stadtbildes aus, den der Architekt Bernardo Calvet gewann. Der Entwurf Calvets bestimmte in der Folge als Plano Calvet die Stadtentwicklung bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.
Im Jahr 1902 ordnete der König den Abbruch der gesamten Ringbefestigungen an. Dieses Projekt wurde, teilweise gegen erheblichen Widerstand aus der Bevölkerung, innerhalb von wenigen Jahren vollständig durchgeführt.


In der Map dieses Beitrags siehst du die alten Befestigungsanlagen eingezeichnet. Ihre Lage und Größe orientieren sich an dem Plan von Muntaner von 1831.

Das sehr schöne Stadtbild eines unbekannten Künstlers aus dem Jahr 1644 zeigt im Wesentlichen das gleiche Bild: der Torrent de Sa Riera ist umgeleitet und die Befestigungsanlagen sind schon vorhanden.

Im Plano Verger aus dem Jahr 1596 ist zusätzlich zu den Befestigungsanlagen aus der Zeit nach der Eroberung auch der Verlauf der alten Stadtmauer eingezeichnet, die der Anlage zur Zeit der Mauren entsprechen dürfte.
Heute gibt es nur noch wenige Überreste der alten Mauern. Interessanterweise liegen diese da, wo der Abbruch einst begann, an der zur See gewandten Seite Palmas. Erhalten geblieben ist im Westen das alte Bollwerk Baluarte de la Cruz („Baluarte“ bedeutet „Bollwerk“), das heute Es Baluard beherbergt, ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst.


Von den zuletzt acht Stadttoren sind drei erhalten geblieben, die alle in diesem meerseitigen Teil der Mauer lagen. Das wahrscheinlich wichtigste Tor war das zur Hafenmole, die Puerta de la Muelle. Es stand ursprünglich am Ende der Verlängerung des Passeig del Born, wurde aber im Zuge der Dekonstruktion versetzt und befindet sich heute als Denkmal zwischen La Llotja und dem Consolat de Mar.
Die beiden anderen erhaltenen Stadttore, die Puerta de la Portella (das „Törchen“) und die Puerta del Mar, stehen noch an ihrem ursprünglichen Platz.
Den erhaltenen Teil der Stadtmauer kannst du besichtigen, wenn du auf dem Passeig Dalt Murada gehst, der unterhalb des Almudaina-Palastes beginnt und dann nach Osten bis zum Baluarte del Principe führt, der ebenfalls als eines der alten Bollwerke erhalten blieb.

Spaziergang auf der alten Stadtmauer
Übrigens: Du brauchst für den Spaziergang keine genaue Beschreibung mit allen Straßennamen. Öffne diesen Beitrag in deinem Smartphone, und lass dir die Map im Vollbild anzeigen. Dein aktueller Standort wird auf der Karte angezeigt und du bewegst dich einfach entlang der Route des Spaziergangs.

Dein Spaziergang beginnt auf der alten Stadtmauer, direkt unter dem Palast. Du gehst Richtung Osten am Baluarte Ses Voltes vorbei, der heute als Veranstaltungsraum genutzt wird, bis zum Baluarte del Principe, der seinen Namen zu Ehren von Prinz Philip, dem späteren König Philip II., im Jahr 1606 erhalten hat.
Durch die Puerta del Mar geht es in die Stadt. Du folgst der Carrer de la Porta de Mar bis zum Konvent der Heiligen Isabel.

Dieser Konvent der Hieronymiten ist seit dem Jahr 1316 hier dokumentiert. Links geht es nun auf die Plaza de Sant Jeroni, einen der schönsten Plätze der Stadt. Du folgst der Straße Carrer del Seminari, die in den Carrer de Monti Sion übergeht, biegst links in den Carrer del Vent ein und kommst zur Kirche von Montesión.

Weiter geht es um einige Ecken in den Carrer de Can Serra. Hier findest du die arabischen Bäder, Baños Arabes, die eines der wenigen erhalten gebliebenen Beispiele der maurischen Architektur in Palma sind.

Einige Schritte weiter bewegst du dich auf dem Carrer de la Portella in Richtung Puerta de la Portella, dem kleinsten der Stadttore. Wieder zurück, den Carrer hinauf und um ein paar Ecken gelangst du zum Museu Diocesà, das der Entwicklung des Christentums auf der Insel gewidmet ist.
Du bist nun ganz in der Nähe der Kathedrale, die du als nächstes besuchst. Durch die beeindruckende Hauptfassade betrittst du das Gebäude. La Seu, wie die Kathedrale im Volksmund genannt wird, bietet eine Fülle von Sehenswürdigkeiten, darunter das Rundfenster hinter dem Altar, das eines der größten seiner Art in Europa ist, sowie ein modernes Keramik-Kunstwerk des mallorkinischen Künstlers Miquel Barceló. Auch ein Museum ist in der Kathedrale unter gebracht.

Gegenüber von La Seu liegt der königliche Almudaina-Palast, der schon im maurischer Zeit der Sitz des Herrschers war. Der spanische König wohnt hier aber nicht mehr, wenn er im Sommer auf Mallorca residiert, sondern in dem Palast Mar y Vent, etwas außerhalb von Palma. Manchmal nutzt er den Almudaina-Palast aber für offizielle Empfänge. Diesen Palast besichtigst du nun.
Danach verlässt du die Oberstadt und betrittst durch den Carrer de Vallseca das alte Viertel des Seehandels und der Kaufleute.
Zunächst triffst du dort auf die Iglèsia de Sant Joan de Malta, einer der ältesten Kirchen der Stadt, deren Ursprung bis in 13. Jahrhundert, das Jahrhundert der Eroberung, zurück geht.

Ein paar Schritte Richtung Hafen bringen dich zur Seehandelsbörse La Lotja und dem ehemaligen Seegerichtshof Consolat de Mar. Zwischen den beiden Gebäuden findest du das alte Stadttor Puerta de la Muelle, das hier als Denkmal erhalten geblieben ist.

Nun geht es wieder hoch in das Stadtviertel Puig de Sant Pere und du kommst zur schönen Plaza de la Drassana. Hier waren früher die Handwerker angesiedelt, die mit dem Bau, der Reparatur und der Wartung von Schiffen zu tun hatten. Auch die berühmten mallorkinischen Kartografen hatten hier ihre Werkstätten.
Immer weiter nach oben führt dich dein Weg zur Iglésia de Santa Creu, einer kleinen Pfarrkirche, die Berenguer de Palou, der Bischof von Barcelona, unmittelbar nach der Eroberung der Stadt im Jahr 1229 einweihte.
Die letzte Etappe deines Spaziergangs ist das Museum Es Baluard, das im ehemaligen Baluarte de Santa Cruz untergebracht ist. Der Kontrast zwischen der Architektur des alten Bollwerks und der modernen Kunst ist hier besonders eindrucksvoll gelungen.

Nach diesem langen Spaziergang, der fast ein ganzes Tagewerk darstellt, hast du dir ein Essen im Restaurant Es Baluard verdient. Das ist zwar nicht besonders günstig, aber du sitzt auf einer schönen großen Terrasse mit einem fantastischen Blick auf den Hafen.
Noch ein Wort zu den Besichtigungen: Insbesondere in vielen Kirchen gibt es keine festen Besichtigungszeiten, sondern du teilst dir den Raum mit Menschen, die zur Andacht hergekommen sind. Sei also bitte stets respektvoll, sowohl was die Kleidung als auch was dein Verhalten angeht.