Am 31. Dezember 1229 eroberte ein katalanisches Heer unter König Jaime I. von Aragon die Stadt Palma (damals Medina Mayurqa genannt) von den Mauren. Nach einer etwa dreimonatigen Belagerung erzwang Jaime die Einnahme der Stadt durch das Tor Beb-al-Cofol, das später Porta Pintada genannt wurde. Dieser Spaziergang folgt dem Weg, den die Eroberer durch die Stadt nahmen.
Dein Spaziergang beginnt an der heutigen Plaza d’Espanya, wo du auch, falls du mit dem Auto kommst, in einem der Parkhäuser unter den Avenidas parken kannst.

Auf der Plaza steht ein beeindruckendes Reiterstandbild Jaimes, das die Stadtverwaltung von Palma 1915 in Auftrag gegeben hat und das 1927 eingeweiht wurde. Die Plaza d’Espanya ist einer der Verkehrsknotenpunkte der Stadt und die Atmosphäre, die hier herrscht, ist leider ziemlich hektisch.

An der westlichen Seite des Platzes findest du die Plaza de la Porta Pintada. Hier stand bis 1912 die Porta Pintada, das Einfallstor in die Stadt. Ab 1902 wurden die alten Stadtmauern geschleift und die Tore abgerissen, da Palma expandierte und die Anlagen den Bau einer modernen Be- und Entwässerung behinderte. Gerade gegen den Abriss der legendenumwobenen Porta Pintada hatte sich ganz erheblicher Bürgerprotest erhoben. Deshalb ließ die Stadtverwaltung den Abbruch heimlich mitten in der Nacht beginnen.
Das Tor, das 1912 abgerissen wurde, hatte aber nicht mehr viel mit dem maurischen Tor Beb-al-Cofol zu tun, das König Jaime I. sah, als er in die Stadt einzog, denn Mauern und Türme waren im Lauf der Jahrhunderte immer wieder umgebaut und erweitert worden.
Von der Plaza de la Porta Pintada biegst du links in die Carrer de Sant Miquel ein. Durch diese Straße marschierten die christlichen Soldaten in Richtung Königspalast, nachdem sie den maurischen Widerstand gebrochen hatten.

Auf der rechten Seite findest du die Església de Sant Miquel. Hier stand ursprünglich eine Moschee, die der Legende nach noch am nächsten Tag als erste katholische Kirche der Stadt geweiht wurde. Die Kirche beherbergt eine Statue der Gottesmutter, die angeblich der König nach Mallorca mitgebracht hatte. Der Platz vor der Kirche, die Plaza de la Mare de Déu de la Salut, ist nach der Statue benannt.
Du folgst weiter der Carrer de Sant Miquel, gehst über die Plaza Major und dann in die Carrer de Colom. An der Plaza de Cort biegst du links in die Carrer de la Cadena ein. Du kommst zur Kirche Santa Eulalia, die ebenfalls unmittelbar nach der Einnahme Palmas eingeweiht wurde. Das heutige Gebäude stammt jedoch, wie die meisten alten Kirchen der Stadt, aus der Renaissance.
Du folgst weiter der Route zur Basilica de Sant Francesc. Dieser Franziskaner-Konvent wurde 1281 errichtet und in der Kirche findest du das Grab des christlichen Philosophen Ramon Llull, eines Zeitgenossen von König Jaime. Der Vater des Philosophen war an der Eroberung der Insel beteiligt.
Du folgst der Carrer de Ramon Llull und läufst auf die Torres de la Gumarra zu. Diese Türme waren in maurischer Zeit Teil der Stadtmauer und wichtigstes Tor nach Osten. Durch dieses Tor flohen viele der Einwohner Palmas, als sich nach dem Einmarsch der Katalanen Panik in der Stadt ausbreitete. Von den Katalanen wurde das Tor später Porta del Campo genannt. Die Türme werden auch Temple genannt, denn hier nahmen die Tempelritter ihren Sitz. Die Templer waren ein Kreuzzugsorden und leisteten einen wichtigen Beitrag zur Eroberung Mallorcas.
Weiter entlang der Route zum Convent de Santa Clara, einem der ersten Frauenklöster, dessen Gründung Papst Alexander IV. im Jahr 1256 erlaubte.
Gleich um die Ecke liegen die Baños Arabes, ein arabisches Bad und eines der wenigen maurischen Bauwerke, die noch in Palma erhalten sind. In den Jahren nach der Eroberung wurde ein Großteil der maurischen Bevölkerung getötet, versklavt oder floh nach Nordafrika. Der König initiierte ein großes Projekt zur Neubesiedlung der Insel durch katalanische Bevölkerung. Dabei wurden die ursprünglichen Bauwerke nach und nach zerstört oder vollständig umgebaut.
Nachdem du das Bad besichtigt hast, gehst du durch das alte Tor La Portella auf die Stadtmauer. Hier an der zum Meer gewandten Seite sind noch Teile der alten Befestigungsmauer erhalten, die allerdings nicht aus maurischer Zeit stammen. Die ursprünglichen Mauern wurden von den Katalanen ausgebaut zum Schutz gegen Überfälle.
Der Weg auf der Mauer führt dich direkt zur Kathedrale La Seu, deren Bau König Jaime I. noch begann, weil er dies auf der Überfahrt geschworen hatte, als die Flotte in einen schweren Sturm kam. An dieser Stelle befand sich zuvor vermutlich die Hauptmoschee.
Gleich gegenüber der Kathedrale liegt der Königspalast Almudaina, den du besichtigen kannst. Zur Zeit des letzten maurischen Emirs Abu Yahiya war dies eine eigene Burg innerhalb der Stadt. Heute nutzt der spanische König das Gebäude manchmal für offizielle Anlässe, wenn er während des Sommers in seinem privaten Palast Mar i Vent in der Gegend von Portopi residiert.
Nach dem Besuch des Palastes verlässt du die Oberstadt, in der im Mittelalter hauptsächlich der Adel wohnte. Du überquerst den Passeig del Born, die Luxusmeile der Stadt, die zur Zeit der Eroberung aber noch das Bett des Torrent de Sa Riera bildete. Westlich des Born beginnt das alte Viertel der Kaufleute und Seefahrer.
Dieses Gewirr von engen Gassen wird seit einigen Jahren revitalisiert. Viele der alten Kaufmannshäuser sind renoviert und beherbergen heute Boutique-Hotels, Galerien und Modeläden.
Gegenüber der Stadtbibliothek von Palma liegt die Pfarrkirche Església de Santa Creu, die bereits im Jahr 1230 von Berenguer de Palou, dem Bischof von Barcelona, eingeweiht wurde. Einige Schritte weiter westlich führt dich dein Weg dann über eine Brücke unter der der Torrent de Sa Riera fließt, wenn er denn gerade Wasser führt. Dieses neue Bett des Torrents wurde im 17. Jahrhundert künstlich geschaffen. Bis dahin war der Torrent mitten durch Palma geflossen und hatte die Stadt immer wieder mit Hochwasserfluten bedroht.
Hier lag früher die Porta de Santa Catalina, das westliche Tor der Stadt, das auch schon in maurischer Zeit existiert hat.

Damit endet dein Spaziergang. Und weil du dir nun eine Pause redlich verdient hast, gehst du die paar Schritte durch den Park ins Viertel von Santa Catalina, wo du eine lebendige Markthalle findest. In der südwestlichen Ecke der Halle erwartet dich schon die Bar Juan Frau, wo hauptsächlich Leute aus der Nachbarschaft verkehren. Bei Gabriél und seiner Mannschaft bekommst du hervorragende Tapas und ein gutes Glas Wein zu vernünftigen Preisen.
Finde ,Ihre Berichte super.Toll Herr Wrede.
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Lieber Herr Günter, danke für Ihr freundliches Lob!
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