Palma de Mallorca hat eine lebendige und diverse Kunstszene. Das liegt auch daran, dass ganz unterschiedliche Käufergruppen Nachfrage erzeugen: Einmal natürlich wohlhabende Touristen, Residenten und Festland-Spanier, zum anderen auch gut ausgebildete und erfolgreiche Mallorkiner. Denn es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Mallorkiner ganz generell den Künsten aufgeschlossen gegenüberstehen.
Gerade in Palma haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Reihe von Galerien eröffnet, die die unterschiedlichen Zielgruppen erfolgreich mit Kunst versorgen. Ob avantgardistisch oder traditionell, ob Kitsch oder starke Position – alles wird angeboten.

Wenn du dir einen Überblick verschaffen möchtest, dann ist die Nit de’l Art – die Nacht der Kunst – vielleicht die beste Möglichkeit. Jedes Jahr im September haben dann viele Galerien ihre Türen bis spät in den Abend geöffnet. Jeder, der sich für Kunst interessiert, ist herzlich eingeladen, und dementsprechend gut besucht sind die Ausstellungsräume. Und volle Räume senken die Hemmschwelle für alle, die sich in einer Kunstgalerie normalerweise nicht wirklich wohl fühlen.

Aber die Nit de’l Art ist auch ein Volksfest, das der Kunst gewidmet ist. Auf der Plaza Major stellen Maler und Bildhauer ihre Werke aus und verkaufen sie gleich vom Fleck weg. Das Meiste ist allerdings Kunstgewerbe oder Kitsch.
Die Kunsträume der Stadt wie das Museum Es Baluard, das Casal Solleric und andere zeigen ihren Bestand und dazu aktuelle Ausstellungen.
Einige Impressionen von 2019 …
Galerien
Galeria 6a
Überwiegend zeitgenössische Druckgrafik ist hier im Angebot. Die Räume sind mindestens so cool wie die Kunst.
Galeria Vanrell
Über vier Stockwerke bietet Vanrell sowohl moderne, wie auch traditionelle Kunst. Die Exponate sind mit Preisen ausgezeichnet, so dass du dir einen guten Überblick verschaffen kannst. Vieles ist nachgeahmt, nichtssagend oder an der Grenze zum Kitsch, aber du findest auch gute traditionelle Stücke.
Galeria K
Galeria K richtet sich mit zeitgenössischer moderner Kunst an ein internationales Publikum. Allerdings ist vieles Nachahmung, wie etwa die Prominentenportraits von James F. Gill, die doch mehr als nur ein wenig an Warhol erinnern, aber deutlich gefälliger sind.
Gallery Red
Bedient ebenfalls überwiegend das internationale Publikum, allerdings eher das mit besonders tiefen Taschen. Zur Nit de’l Art 2019 wurde Jean-Michel Basquiat präsentiert – tot, berühmt und teuer – dessen „Untitled“ von 1982 im Jahr 2017 in einer Versteigerung den Zuschlag für $ 110.500.000, also über 110 Millionen Dollar, erhielt. Bis dahin der höchste Preis aller Zeiten für ein Werk eines amerikanischen Künstlers.
Kunsträume
La Misericòrdia
In diesem ehemaligen Hospital findest du eine kleine Dauerausstellung traditioneller Kunst von Mallorca von Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. La Misericòrdia ist aber eher bekannt für ihre Wechselausstellungen. Zur Nit de’l Art wurden Galerien aus Soller und anderen Orten der Insel präsentiert.
Fundacion Barceló
Die Familienstiftung, die eigentlich Hilfsprojekte in Afrika finanziert, hatte zur Nacht der Kunst eine Ausstellung organisiert mit Bildern lebender Künstler, die traditionelle mallorkinische Motive malen. Im Zentrum der Ausstellung stand der 82jährige Guillermo Gill, der hauptsächlich Landschaftsstücke aus dem Tramuntana-Gebirge schafft.
Gerade anhand traditioneller Motive wird der Unterschied zwischen Kitsch und Kunst besonders deutlich: Von den in Serie hingepinselten Landschaften, die du auf der Straße kaufen kannst (etwa vor der Kirche Sant Antoni de Viana de Palma in der Nähe des Mercat de’l Olivar), über handwerklich gute, aber für meinen Geschmack zu liebliche Darstellungen, wie etwa die von Gill, bis hin zu starken, individualistischen Positionen wie etwa den Landschaften des psychedelischen Malers Mati Klarwein (dessen Werk auf der Nit de’l Art 2019 aber nicht vertreten war).
