Eigentlich ziemlich witzlos, Restauranttipps für diese Stadt zu geben. Denn es stimmt schon: in deutschen Städten musst du oft lange suchen, bis du ein richtig gutes Restaurant findest – in Paris musst du dagegen lange suchen, bis du ein schlechtes Restaurant findest.
Weil das so ist, findest du hier keine Liste von verschiedenen guten Plätzen (zusätzliche Essenstipps gibt’s auf der Karte), sondern nur einen besonderen Platz, das Restaurant „Le Comptoire“ am Carrefour de l’Odeon in Saint Germain de Prés.
Das Le Comptoire ist eine Erfindung von Yves Camdeborde, einem Koch, der als Junge aus der südlichen Provinz Béarn nach Paris kam und dort zunächst mit seinen Omelettes Aufsehen erregte. Er fiel dem Chefkoch des „Ritz“ auf, der ihn einstellte und ausbildete. Im weiteren Verlauf seiner Karriere arbeitete er im „La Tour d’Argent“ und im „Crillon“. Danach, 1992, eröffnete er sein erstes eigenes Restaurant „La Régalade“. Unter finanziellem Druck und im harten Pariser Wettbewerb entwickelte er einen Trend, der sich seitdem immer mehr durchgesetzt hat – „Bistronomie“. Dieses Kunstwort beschreibt eine Kategorie von einfach, eher traditionell aber doch cool eingerichteten Restaurants. Meist stehen hier Bistrotische und -stühle supereng zusammen, es gibt keine Stofftischdecken und die Kellner benehmen sich nicht besser als die Gäste. Die Karte bietet Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts, keine Menus. Du isst, worauf du Appetit hast, und wenn das nur eine Vorspeise sein sollte – hier schaut dich niemand deshalb schief an. Bei den Gerichten handelt es sich meist um modern interpretierte Hausmannskost, wobei die Qualität von Produkten und Zubereitung den Unterschied macht. Weil die Gerichte eher einfach sind und der Koch auf Extravaganzen verzichtet, sind die Preise vernünftig.


Im Le Comptoire zahlst du zum Beispiel für die Vorspeisen zwischen 9 und 17 Euro, für die Hauptgerichte bis auf wenige Ausnahmen unter 30 Euro und für das Dessert zwischen 6 und 12 Euro. Die Weinauswahl ist groß mit Preisen bis zu 2.000 Euro die Flasche. Aber andererseits steht auf der Karte zum Beispiel auch ein sehr ordentlicher offener Rotwein aus dem Anjou, die Liter-Karaffe für angenehme 24 Euro.
Bistronomie ist ein guter Deal für alle, die gerne, gut und in lockerer Atmosphäre essen. Deshalb ist das Le Comptoire seit seiner Eröffnung 2005 ein dauerhafter Erfolg. Von 12 bis 18 Uhr genießt du hier erstklassige Bistroküche. Ab 20 Uhr werden die Tische aufwändiger eingedeckt und es gibt ausschließlich Menus.
Schlag 12 Uhr wird es voll und vor dem Restaurant bildet sich eine Schlange. Du musst also in der Regel etwas warten, wenn du nach 14 Uhr kommst aber meist nicht länger als 15 Minuten. Das lohnt sich.
ENTREES:


PLATS:




Neben der ganzen Esserei darf in Paris natürlich die Kultur nicht zu kurz kommen. Ein absolutes Muss ist der Louvre. Immer wieder hört man von Leuten, die sich nicht in dieses vielleicht extremste aller Museen hineintrauen, weil es so groß und unübersichtlich ist. Deshalb findest du nun hier den kurzen Guide:
Der Louvre für Eilige

Am besten gehst du morgens früh (öffnet um 9:00 Uhr), aber nicht am Sonntag, weil es da unerträglich lange Schlangen gibt. Besser sind die Wochentage. Vorher solltest du gut frühstücken, denn du wirst jetzt einige Zeit auf den Beinen sein. In Saint Germain de Pres empfehlenswert ist etwa „The Smith’s Bakery“. Klingt englisch, ist aber urfranzösisch. Die gegenwärtigen Inhaber sind einfach Fans der Band „The Smith’s“.

So gestärkt läufst du über die nächste Seinebrücke „Pont du Carrousel“ zum Louvre und stehst auch schon in der Schlange vor der Sicherheitskontrolle – diese erste Schlange ist die unvermeidlichste und längste von allen. Wenn du ein Onlineticket gekauft hast, ersparst du dir aber die nächste Schlange – die vor dem Ticketschalter. Danach erwartet dich die Schlange bei der Ausgabe des Audioguides, den du dir leisten solltest, weil die gedruckten Führer teurer sind oder eine geringere Anzahl von Werken beschreiben. Den Audioguide kannst du dir aber in die kostenlose Louvre-App herunterladen (600 Werke für € 4,99, sehr gut) und sparst so die Zeit in dieser Schlange. Als nächstes stehst du dann in der Schlange vor der Einlasskontrolle, aber die ist nicht wirklich ein Problem, weil nur sehr lässig kontrolliert wird.
Im Louvre gibt es mindestens so viele Schlangen wie in einem mittleren Reptilienzoo, du brauchst also immer wieder Geduld, z.B. – das ist wohl klar – vor der Mona Lisa.

OK, eigentlich ist das gar keine Schlange sondern ordinäres Gedränge. Die Mona Lisa ist ein überraschend kleines Bild (69 x 57 cm) und du musst schon deine Ellenbogen einsetzen, um dich nach vorn zu drängeln. Spar‘ dir die Zeit, es lohnt sich nicht, weil du ihr geheimnisvolles Lächeln doch nicht in Ruhe ansehen kannst. Geh‘ einfach so weit wie möglich nach vorne, stell dich hinter einen groß gewachsenen Typen mit einem iPad und warte darauf, dass der Typ das Gerät hochreckt, um die Mona Lisa zu fotografieren. Einen besseren Blick auf dieses magische Werk der Renaissance wirst du eh nicht bekommen.
Das aber nur am Rande, denn heute bist du nicht hier, um die Renaissance kennen zu lernen, sondern die beeindruckenden Großformate der französischen Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts (immerhin sind wir ja in Frankreich!).
Aber wie findest du die in diesem Kunstlabyrinth? Eigentlich ist das gar nicht so schwer. Im Eingangsbereich unter der Pyramide liegen auf einem großen runden Tisch kostenlose Faltpläne aus (die interaktive Version findest du in der kostenlosen Louvre-App). Schau‘ mal in einen hinein. Auf den ersten Blick scheint er verwirrend, aber dann merkst du, dass er ganz logisch aufgebaut ist:


Der Louvre erstreckt sich über den Eingangsbereich unter der Pyramide und drei Gebäudeflügel Richelieu, Sully und Denon. Jeder Flügel hat 4 Ebenen (-1, 0, 1, 2), außer Denon, der hat nur drei. Wenn du du den Louvre durch die Pyramide betrittst, dann bist du museumsmäßig auf Ebene 0, musst aber zunächst durch das moderne Treppenhaus „Pei“ in den Eingangsbereich auf die 5. Ebene hinunter, nach Louvre-Zählung die -2.

Vom Eingangsbereich aus fährst du dann mit Rolltreppen in den Flügel deiner Wahl, in unserem Fall in den Denon-Flügel. Der Einlass ist auf Ebene -1. Wir nehmen nach der Ticketkontrolle die rechte Treppe, gehen durch die Säle 1, 2 und 3 mit spanischen Skulpturen bis zum prächtigen Treppenhaus „Mollien“, dort hinauf zur Ebene 1. Da fällt uns angenehm das Cafe Mollien ins Auge, das einen schönen Balkon mit Blick auf die Pyramide bietet. Natürlich sind die Preise nicht gerade günstig, ein Café au Lait kostet € 5,60 oder so, aber das ist in Paris heute normal. Gönn dir den Kaffee bei schönem Wetter trotzdem, denn es ist wirklich ein spektakulärer Balkon. Jedoch vielleicht erst nach dem Rundgang, denn du hast ja vorhin noch gut gefrühstückt.

Wenn du dich vom Cafe abwendest, stehst du schon im Saal 77 mit zwei ikonischen Gemälden des 19. Jahrhunderts, Eugen Delacroix’s „Die Freiheit führt das Volk“. Schon mal gesehen? Klar! Aber was ist mit Géricaults „Das Floß der Medusa“. Obwohl hier Schiffbrüchige elendig sterben, handelt es sich – glaub‘ es oder nicht – um das Schlüsselwerk der Romantik und damit um einen Vorläufer von „Die Freiheit führt das Volk“. Ein Riesenformat von 5 x 7 Metern.


Weiter geht es durch den nächsten Saal Nr. 76 in die Nr. 75, wo gleich mehrere Gemälde auf dich warten, die du zwar kennst, von denen du aber keine Ahnung hattest, wie groß die eigentlich sind. Sie gehören zur klassizistischen Epoche, die zeitlich vor der romantischen lag. Du erkennst sie am gleichmäßigen Licht und am Bezug auf klassische, arabische oder ägyptische Motive und Ornament. Bei den dargestellten Personen handelt es sich in der Regel um sagenhafte Figuren, Helden des Altertums oder berühmte oder hochgestellte Persönlichkeiten. „Normale Menschen“, wie du sie zum Beispiel auf den Gemälden von Delacroix oder Géricault siehst, kommen in dieser Epoche so gut wie gar nicht vor.

Fangen wir mit dem kleinsten an, Jean Auguste Dominique Ingres‘ wunderschöne „Große Odaliske“. Ingres war Zeit seines Lebens nie im Orient und kannte sich möglicherweise auch mit der weiblichen Anatomie nicht hundertprozentig aus. Jedenfalls bezieht die Odaliske einen Teil ihrer Magie daraus, dass der Maler den Rücken kurz entschlossen um drei Wirbel verlängert hat, damit die verführerische Haltung anatomisch möglich wurde. Vom Format her ist das Bild eher bescheiden (91 x 162 cm).

Schon etwas größer (174 x 244 cm) ist Jaques Louis Davids „Madame Récamiere“. Das Bild ist so bekannt, dass der Nachname der abgebildeten Dame zur Bezeichnung des Möbelstücks avancierte, auf dem sie ruht – eine Récamiere.
David, der von 1748 bis 1825 lebte, war der Malerstar des endenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts. Er und seine Werkstatt malten die Schönen, Schnellen, Reichen und Berühmten der Epoche. Damit wurde David selbst reich und berühmt. So berühmt, dass er den wohl wichtigsten Auftrag seiner Zeit erhielt, die Darstellung der Krönung Napoleon des Ersten. Auch vom Format her ist dieses Gemälde die Krönung unseres kleinen Rundgangs mit sage und schreibe 6 Metern Höhe und fast 10 Metern Breite.



Das war dir etwas zu kurz, du möchtest eine Zugabe? OK.
Die kleineren Formate aus dieser Epoche der französischen Malerei sind merkwürdigerweise ganz woanders untergebracht, auf Ebene 2 im Sully-Flügel. Auf dem Weg dahin findest du Sehenswürdigkeiten, die du nicht verpassen willst. Zuerst empfehle ich dir die Apollo-Galerie mit hunderten von ausgefallenen Schmuckstücken, darunter ein Diamant von 135 Karat und die Ohrringe, die Kaiserin Josephine auf dem Krönungsbild trägt. Du gehst im Treppenhaus „Daru“ am Ende von Saal 75 eine Treppe herunter und dann die linke Treppe wieder hinauf, durch die Tür links bis den kleinen runden Apollon-Saal. Da beginnt dann rechts die Galerie.
Nachdem du den Schmuck bewundert und deinen Sozialneid erfolgreich unterdrückt hast, gehst du zurück in den runden Saal, wendest dich nach rechts (Saal 34), hältst dich dann links (Säle 33 und 32) und kommst zum Treppenhaus „Henri II“. Dieses Treppenhaus wurde im 16. Jahrhundert errichtet, unter anderem damit die Mätressen des Königs unbemerkt in seine Gemächer gelangen konnten. Du gehst hinauf auf Ebene 2 und in den Sälen 73 – 36 findest du dann die französische Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts. Von Saal 36 musst du auf gleichem Weg wieder zurück. Jetzt lässt du aber das „Henri II“ links liegen, gehst weiter bis in Saal 19, wendest dich nach links, immer weiter bis zu Saal 1.
Die Bilder in all den Sälen musst du dir nicht ansehen, denn du hast ja keine Zeit. Du bist diesen kleinen Umweg nur gegangen, um das Treppenhaus „Lafuel“ zu erleben – vielleicht das schönste im ganzen Louvre. Es liegt zu einem Innenhof im Richelieu-Flügel ungefähr auf Höhe der Pyramide. Merkwürdigerweise gibt es hier keine Besucherströme, das Treppenhaus liegt ruhig und majestätisch vor dir und ist den Umweg wert.
In diesem Flügel gibt es übrigens auch noch ein zweites modernes und sehr schönes „Pei“-Treppenhaus, so dass du die Qual der Wahl hast (Tipp für Faulpelze: das „Pei“ hat Rolltreppen).

Das war’s auch schon! Ging doch schnell, oder? Einige Schlangen musstest du erdulden, aber an den meisten bist du einfach vorbei gelaufen. Um den Louvre zu verlassen gehst du das „Lafuel“ oder das „Pei“ immer treppab bis du wieder in den großen Eingangsbereich unter der Pyramide kommst.
Das Ganze hat dich 15 Euro pro Nase (plus 5 Euro für den Audioguide) und nicht viel Zeit gekostet. Alles in allem (ohne den Besuch im Cafe Mollien) hast du nur etwa zwei Stunden gebraucht.
Es ist schon witzig, wie überrascht alle sind, wenn sie die „kleine“ Mona Lisa sehen. Dein Tipp mit dem Menschen mit IPad ist klasse! 😀 Schöner Artikel 🙂
Liebe Grüße, Alex
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